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Quelle: PRIVAT
Spionin, Detektivin oder Archäologin wollte ich eigentlich werden. Dann reichte es nur zur Schriftstellerin. Zumindest kann ich seitdem meiner Passion im Recherchieren nachgehen. Bislang hielt ich mich dazu in verschiedenen Ländern, wie Portugal, Österreich, USA oder Japan auf. Mein letzter Roman "O.", eine Neuschreibung der Odyssee aus weiblicher Perspektive, ist im März 2020 erschienen. Außerdem gibt einen neuen Essayband mit dem Titel "Erfundene Heimaten". Zurzeit arbeite ich an einem Projekt, das sich mit der Darstellung von Historie in aktuellen literarischen Werken beschäftigt.
Als leidenschaftliche Stadtwanderin faszinierte mich der Titel Flâneuse: Frauen erobern die Stadt - in Paris, New York, Tokyo, Venedig und London sofort. Je länger ich aber Lauren Elkins Ausführungen folgte, desto mehr stellte sich der Text als Ineinander verschiedener Ansätze heraus, die sich gegenseitig nicht wirklich bereichern. Dabei klingt die Einleitung zu Strategien von Frauen, sich in öffentlichen Räumen ungehindert bewegen und Städte im Gehen erschließen, durchaus interessant. Andererseits bleibt Elkin darin meist in der Vergangenheit, erreicht selten die Gegenwart, in der sich mit den Möglichkeiten des Smartphones die Begehung von Städten maßgeblich veränderte. Außerdem bringt Elkin Orte, an denen sie gelebt hat, ins Spiel, indem sie Erkundungen bekannter Künstlerinnen mehr oder weniger nacherzählt, dabei leider nie zu gültigen Urteilen über weibliches Flanieren kommt. Recherchiert hat sie ausführlich, wie man dem Anmerkungsteil entnehmen kann: So zählt Elkin Namen flanierender Frauen auf und stellt sie weitaus berühmteren männlichen Spaziergängern gegenüber. Das war’s dann aber auch. Ermüdend lesen sich Elkins persönliche Stadtschilderungen, welche weitgehend oberflächlich geraten. Ihr Versprechen, bislang Unerforschtes zu entdecken, wird nicht eingelöst. Viel zu oft bleibt sie im Klischee stecken. Peinlich wird es, als die in Paris lebende Amerikanerin mit ihrem Partner nach Tokio zieht. Er hat einen Job, sie nicht. Klar, dass sich ihre Erfahrungswelten da unterscheiden. Sie stellt sich aber auch zu zögerlich an, und ihre Beschreibung Tokios ist bloß Gejammer darüber, dass die Entscheidung dem Mann zu folgen, möglicherweise falsch war. Mit Tokio hat das nichts zu tun, wenn Elkin die typische Haltung von verwöhnten Kulturverweigerern einnimmt. Huch, das Essen sieht so anders aus, huch, das ist ja ekelhaft. Und oje, viel zu schwierig sich auf Tokios Straßen zu bewegen!
Auch beim Venedig-Kapitel fragt man sich, wozu es überhaupt geschrieben wurde, und wer eigentlich die Adressaten dieses Buches sind. Bevor sie dorthin reist, beschließt sie bereits, einen Roman über die Stadt zu schreiben, ohne sie zu kennen und rückt auch nicht davon ab, während sie sich Venedig angeblich erschließt. Im Grunde erzählt sie hier nur die Arbeit Suite Venetienne von Sophie Calle nach, in der die Künstlerin einer zufälligen Bekanntschaft nach Venedig folgte, sich dort auf seine Spuren heftete und dies mit Fotos dokumentierte. Calle selbst hat ein Buch darüber veröffentlicht, ihre Arbeit wurde mehrfach ausführlich analysiert. Elkin kann dem nichts hinzufügen. In ihrem Roman mit dem „originellen“ Titel Floating City, will sie eine Synagoge in einer Gegend platzieren, wo Juden nie wohnen durften. Weil ihr der Name dieses Stadtteils gut gefällt, ignoriert sie die jahrhundertelange schwierige Geschichte der jüdischen Bevölkerung Venedigs, und so fort.
Vermisst habe ich auch kompliziertere Städte, in denen das Patriarchat heute noch stark genug ist, um Frauen ohne männlichen Begleiter das Flanieren zu vergällen und frau keinen Schritt machen kann, ohne behelligt zu werden. Auch erinnerte ich mich an ein Video, das im Netz kursierte, in dem sich eine junge Frau durch eine Pariser Straße gehend filmte, um die männlichen Zurufe, Pfiffe, anzüglichen Bemerkungen, welche dort immer noch Alltag sind, zu dokumentieren. Lauren Elkin hat das anscheinend nie erlebt. So ist es wirklich schade um das spannende Thema der Flâneuse. Nur Leserinnen, die ähnlich unspezifische Träume wie Elkin hegen, können vielleicht was anfangen mit diesem Buch, das weder Manifest noch Analyse noch bahnbrechende Klärung bedeutet, sondern bloß irgendwas.
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