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Drake: Das erfolgreichste Nummer 1 Album, das kaum jemand hat?

Edmund Epple
Hört, liest und schreibt und macht Sachen
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Edmund EppleDonnerstag, 26.07.2018

Kürzlich konnte man sogar in der Tagesschau die Meldung vernehmen, daß Drake mit seinem neuen Album Scorpion nun der erfolgreichste Chartkünstler aller Zeiten sei. Bigger than the Beatles, heißt das seit 50 Jahren. Das Album sei über Streaming Plattformen weltweit über eine Milliarde Mal gehört worden. Allein da muss man eigentlich ins Stocken geraten. Beim Streaming vergleicht man nun offensichtlich Äpfel mit Birnen. Würde man die Radioeinsätze aller Beatles Songs mit berücksichtigen, käme man nicht zur Schlussfolgerung, dass hier jemand relevanter ist als die Fab Four es zu ihrer Zeit waren. Ich habe nichts gegen Drake und ich gönne jedem den verdienten Erfolg. Aber Charts und wer jetzt gerade den Größten hat oder ist, das ist mir ehrlich gesagt nicht so wichtig.

Interessanter finde ich die Zahlen, die bei Music Business Worldwide jüngst zur Sprache kamen. Demnach dürften in den USA gerade mal 29.000 Menschen das Nummer 1 Album in der betreffenden Chartwoche tatsächlich gekauft haben. Was bedeutet das denn nun eigentlich für das Album und für die Relevanz des erfolgreichsten Albums an sich? Die Zahl bedeutet anders gesagt, dass sich gerade einmal 0.0089% der amerikanischen Bevölkerung für die Nummer 1 entschieden.

Der Charterfolg basiert also fast ausschließlich aus dem Streaming einzelner Songs. Den meisten Streamern scheint das Album egal zu sein. Es stellt sich die Frage, warum sich eigentlich so viele Musiker noch die Mühe machen ein Album zu produzieren?

Ich hoffe, dass es trotzdem nicht das Ende des Formats ist. Denn in einem Album kann man ein Thema setzen, eine Geschichte erzählen und eine Dramaturgie entwickeln. Natürlich nur dann, wenn man ein Album nicht als eine beliebige Aneinanderreihung von Songs versteht, wie es leider viel zu häufig passiert.

Das beste Albumformat war ohnehin die Schallplatte. Die Frage welches Stück am besten die zweite Seite eröffnen soll, wird für meine Begriffe heute viel zu selten gestellt.

Drake: Das erfolgreichste Nummer 1 Album, das kaum jemand hat?

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Kommentare 10
  1. Martin Böttcher
    Martin Böttcher · vor mehr als 6 Jahre

    Ich habe es und zwar, jetzt kommt's!, sogar als CD. Aber bin ja auch kein Ami :-) Leider kann man hier keine Fotos einfügen, sonst würde ich es gerne präsentieren.

    1. Edmund Epple
      Edmund Epple · vor mehr als 6 Jahre

      Danke, Martin für den Mut sich als Minderheit zu outen!! ;).....und bitte ja nicht gleich wieder verkaufen! Das Exemplar wird bestimmt mal viel Wert ;);)

  2. Christian Huberts
    Christian Huberts · vor mehr als 6 Jahre

    Auch erwähnenswert: Drake betreibt ausgezeichnetes Marketing bei einer jungen, online-affinen Zielgruppe. Er kooperiert unter anderem mit Fortnite-Streamern und bricht damit sämtliche Twitch-Rekorde (https://hiphop.de/maga...). Auch versucht er seinen Namen unmittelbar mit dem Spiel zu verknüpfen, etwa durch Songs über Fortnite und In-Game-Tänze (https://hiphop.de/maga...). Fortnite wird aktuell von mehr als 125 Millionen Menschen gespielt und der Satz »Bigger than the Beatles« fällt hier häufiger.

    Das erklärt, warum Drake vor allem im Streaming erfolgreich ist. Seine Zielgruppe kauft keine abgeschlossenen »Pakete« mehr. Ob sie dann aber wirklich keine Alben streamen, nur Playlisten oder einzelne Songs, müsste man aus den genauen Daten der Streaming-Anbieter ablesen. Spotify redet zumindest davon, dass sein aktuelles »Album« am Erscheinungstag rund 10 Millionen Mal pro Stunde gestreamt wurde (http://www.thefader.co...). Und selbst wenn das Album-Format an Bedeutung verliert, Themensetzung, Storytelling und Dramaturgie funktionieren ja auch in Playlisten, die durch Künstler und Hörer kuratiert werden. Ähnliches sieht man auch schön an den vielen Drake-Memen (https://knowyourmeme.c...).

    1. Edmund Epple
      Edmund Epple · vor mehr als 6 Jahre

      Wenn es keinen Wein mehr gibt, kann man auch ein Bier trinken. Auch gut. Aber bedauern darf man das trotzdem...In diesem Bild wäre der Winzer dann der (Album-)Künstler und der Händler der Playlistenersteller. Gute Händler/Kuratoren/Playlistenersteller erfüllen eine wichtige Aufgabe. Eine ganze Weile noch können sich die Kuratoren ja aus einem sehr großen Pool bedienen. Die Kunstform Album wird aber sehr sicher mit dem Erfolg der Streaming Dienste an Bedeutung verlieren. Wer etwas anderes behauptet lügt sich oder anderen zumindest ein klein wenig in die Tasche....

    2. Christian Huberts
      Christian Huberts · vor mehr als 6 Jahre

      @Edmund Epple Weniger Bedeutung, sicher. Aber zwischen dem Album als Standard und dem völligen Verschwinden als Kunstform gibt es ja noch viel Spielraum für subkulturelle Nischen, hybride Formate und neue künstlerische Praktiken. Ich verstehe auch nicht ganz, warum das Material für Kuratoren nur innerhalb von hermetischen Alben entstehen können soll. Und selbst wenn das physische Album ausstirbt, gehe ich davon aus, dass Künstler auch digital weiterhin empfohlene Reihenfolgen definieren und songübergreifendes Storytelling betreiben werden, auch wenn das dann nicht mehr so verbindlich ist wie früher. Das Album-Format spielt über seine Materialität und Vermarktbarkeit hinaus eine kulturelle Rolle.

    3. Edmund Epple
      Edmund Epple · vor mehr als 6 Jahre

      @Christian Huberts irgendwie interessante Diskussion. Scheint wohl um Glaubensfragen zu gehen. Ziemlich sicher werden sich neue Album-ähnliche Formate entwickeln. Noch hat sich außer Playlists aber nichts allzu nennenswertes entwickelt. Und zur Erinnerung: Ausgangspunkt war, dass ein Album wie das von Drake bereits mit knapp 29.000 verkauften (physisch und download) Einheiten in USA No1 sein kann. Was heißt das für Platz 2-2000??? Wenn das kein ziemlich relativer Erfolg ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter....

  3. Fabian Goldmann
    Fabian Goldmann · vor mehr als 6 Jahre

    Eine kleine individuelle Ergänzung: Es gibt auch Leute, die überwiegend Alben streamen. Ich zum Beispiel. Allerdings noch nie eins von Drake.

    1. Edmund Epple
      Edmund Epple · vor mehr als 6 Jahre

      Ach Du bist das? ...Spaß beiseite. Ich habe, um dem Ernst der Lage Rechnung zu tragen den piq präzisiert/aktualisiert mit "...den meisten Streamern scheint das Album egal..." Es ist ja auch nicht verboten oder moralisch verwerflich einzelne Songs zu streamen. Aber nicht nur diese nackten Zahlen zeigen trotzdem ein klar abnehmendes Interesse am Albumformat. Die Vinylverkaufszahlen reichen da beispielsweise auch nicht aus, um zu einem anderen Schluß zu kommen... Das Angebot an neuen Alben steht damit in keinster Weise im Verhältnis zum allgemeinen Interesse. Das ist allerdings erst mal nur eine Feststellung. Nicht mehr und nicht weniger...

    2. Rico Grimm
      Rico Grimm · vor mehr als 6 Jahre

      Ich unterschreibe, was Fabian sagt :D Und möchte hinzufügen: Auf Spotify sind für viele Playlisten die neuen Alben, das erkennt auch die Musikindustrie: https://www.wired.com/...

    3. Edmund Epple
      Edmund Epple · vor mehr als 6 Jahre

      @Rico Grimm Also ich glaube wir müssen hier den Begriff Album definieren. Eine Playlist ist das was bisher Sampler waren, auch Compilations genannt. Eine dritte Person bündelt verschiedene Songs unterschiedlicher Künstler und die Plattenfirma gibt dann diese in Form von LP oder CD heraus. Beispiel: Bravo Hits, die erfolgreichste deutsche Compilation Serie. Ein Album, wie ich es meinte und wie im gepiqten Artikel thematisiert, ist eine künstlerische Äußerung einer Band oder eines Künstlers zu einem Thema mit einem Konzept, einer durchgängigen Grundidee und dergleichen. Unter wirtschaftlichen Aspekten sind Spotify Playlists für die Musikindustrie selbstverständlich Gold wert. Aber ich sehe sowohl unter wirtschaftlichen, als auch unter künstlerischen Aspekten kein Argument für das Albumformat bei Streaming Diensten. Es sei denn man streamt tatsächlich das was unter ganz anderen Voraussetzungen einmal als Album veröffentlicht wurde. Streaming funktioniert ganz klar wesentlich besser für einzelne Songs. Das hat natürlich jetzt schon massiven Einfluss auf die Denkweise von Musikern und Komponisten, denn wie wir wissen bestimmt das Medium ja nicht unwesentlich die Botschaften.

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