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Pop und Kultur

Neuer Beruf "Intimacy Coordinator": Bessere Sexszenen für alle

Fabian Peltsch
Musikjournalist

Fabian Peltsch interessiert sich für globale Popkultur-Perspektiven jenseits von World-Music-Klischees. Er ist Redakteur bei Table.Media in der China-Redaktion und schreibt daneben regelmäßig für Rolling Stone, Musikexpress, Mint, Fluter und die Welt.

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Fabian PeltschDonnerstag, 11.11.2021

Der Beruf des Intimacy Coordinators ist noch recht neu, erst seit etwa zwei Jahren etabliert er sich langsam an den Filmsets der Welt. Dabei sagen Schauspielerinnen wie Emily Meade oder Emma Mackey, es hätte ihn eigentlich immer schon geben sollen. Was macht ein Intimitätskoordinator genau? In etwa dasselbe wie ein Stunt Coordinator: gesunde Grenzen setzen – bloß bei Nackt- und Sexszenen. 

Eine solche Intimitätskoordinatorin ist Ita O'Brien. Sie hat unter anderem die jungen und teilweise berufsunerfahrenen Schauspieler der Netflix-Serie "Sex Education" bei intimen Szenen beraten und begleitet. Im Interview erklärt sie den Arbeitsablauf:

Ich kontaktierte die Schauspieler bereits einige Tage vor dem eigentlichen Drehtag, um mit ihnen die Szenen zu besprechen und mögliche Bedenken direkt anzusprechen. Es geht zuerst um Grundsätzliches: Ist es okay, wenn du hier angefasst wirst? Möchtest du, dass man dieses Körperteil sieht? Man klärt ganz klar ab, was man nachher auf dem Bildschirm sehen wird – keine Überraschungen.

Am Ende jeder abgedrehten Szene halte sie Rücksprache mit den Schauspielern, ob sie mit den Aufnahmen zufrieden sind. "Es ist wichtig, dass gerade die jungen Schauspieler wissen, dass sie sich nicht alles gefallen lassen müssen", sagt O'Brien. Eine Reihe selbstverfasster "Intimacy Guidelines" soll zudem Missverständnisse zwischen Darstellern und Regisseuren von Anfang an vermeiden. 

Hätte es den Job früher schon gegeben, hätten "Vergewaltigungen vor laufender Kamera", etwa während des Drehs von "Der letzte Tango in Paris", verhindert werden können, sagt Paulita Pappel. Die aus Spanien stammende Wahl-Berlinerin ist mit ihrem Erfahrungsschatz als Porno-Produzentin und Darstellerin mittlerweile ebenfalls eine gefragte Intimitätskoordinatorin. Sie will, dass die Arbeit zum Standard bei jedem Dreh wird. Noch gebe es viel Nachholbedarf, wie sie im Interview erklärt:

Die Filmindustrie ist extrem hierarchisch und Übergriffe und Machtausnutzung sind leider alltäglich – wie überall, wo es prekäre Arbeitsverhältnisse gibt. Und die gibt es en masse beim Film. Nach dem #metoo-Skandal entwickelten sich aber rasch Initiativen in den USA und Großbritannien. Auch im deutschsprachigen Raum ist dieser Kulturwandel angekommen, der Machtstrukturen reflektiert und neue, faire Verhältnisse fördert.
In Deutschland ist die UFA in Sachen Intimacy Coordination sehr weit vorne, auch US-Produktionen wie Netflix und Amazon haben schon etablierte Standards. Bei kleineren Produktionen ist oft der Wille da, aber nicht das Geld. Denn das muss natürlich von den Förderanstalten mitfinanziert werden.

Die Filmindustrie habe einen sehr großen Einfluss, wie wir Sexualität wahrnehmen und verstehen, so Pappel. "Die meisten Filme, Fernsehprogramme und Mainstream-Medien zeigen ein verzerrtes Bild von Sex, durchdrungen von sexistischen und rassistischen Stereotypen."

Es gibt zum Glück aber auch wichtige und mächtige Menschen in der Industrie, die diesen Kulturwandel vorantreiben wollen, so dass der Fortschritt nicht mehr aufzuhalten ist.

Neuer Beruf "Intimacy Coordinator": Bessere Sexszenen für alle

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Kommentare 2
  1. Alexander Matzkeit
    Alexander Matzkeit · vor 3 Jahren

    Gab's im Juni auch schon mal als Podcast bei Slate. Fand ich damals auch schon interessant https://slate.com/podc...

  2. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor 3 Jahren

    omg :D - den Intimitäts-Koordinator hätte ich auch gebraucht als Tennie!
    ...sry nochmal an alle Beteiligten!

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