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Literatur

I traveled the internet

Andreas Merkel

Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).

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Andreas MerkelSamstag, 28.10.2017

Es beginnt meistens mit einem anderen (oder uneigentlichen) Text, in diesem Fall mit einem Interview mit Ottessa Moshfegh ("Eileen") in der NZZ (siehe unten), der einen dann gleich so weiterinteressiert, dass man in den Weiten des "World Wide Web" (David Bowie, Outside) sofort zu anderen (oder eigentlichen) Texten reist.

In diesem Fall zu der Kurzgeschichtensammlung "You Are Having A Good Time" von Aime Barrodale, von der man vorher noch nie etwas gehört hat, die aber Ottessa Moshfegh als ihre Lieblingsautorin anführt. Aime Barrodale ist Buddhistin, Literaturredakteurin des VICE-Magazins und mit dem Autor Clancy Martin verheiratet (dessen Bücher wie "Love And Lies" oder "Bad Sex" auch ganz interessant klingen, aber ich kann ernsthaft niemanden lesen, der es nötig hat, in seiner Klappentext-Bio darauf hinzuweisen, dass Jonathan Franzen sein Freund ist). Das Buch von Aime Barrodale hingegen hab ich mir sofort bestellt und lese es gerade, bin aber noch nicht ganz fertig. Eine vorsichtige Empfehlung also: Das meditative Motto handelt von misslingender Kommunikation (und geht in etwa so: es gibt keine gelungene Kommunikation - es gibt nur successful miscommunication oder unsuccessful miscommunication, und wenn du unsuccessful miscommunication hast, dann hast du eine gute Zeit...). Stories heissen "William Wei", "Animals" oder "The Imp" (und handeln von männlicher Einsamkeit oder Psychotherapie mit dicken Frauen oder sexuellem Missbrauch an einer Schauspielerin durch das Skript eines Regisseurs, bei dem man ein bisschen an Stanley Kubrick oder Terence Malick denkt und dessen Ding Smoking beim Blowjob ist).

Der zweite andere (oder eigentliche) Text, auf den mich das NZZ-Interview mit Ottessa Moshfegh gebracht hat, ist ebenfalls ein Interview, das ihr späterer Lebensgefährte Luke M. Goebel mit der Autorin geführt hat und auf das ich nur aufmerksam wurde, weil ich von Luke M. Goebel ebenfalls noch nie etwas gehört hatte und dann nach ihm im Internet suchte. Die beiden haben sich für das Online-Magazin "The Fanzine" miteinander unterhalten. In dem Gespräch geht es auf eine amerikanisch unterhaltsame Weise ums Schreiben, also Angeberei und Abgefucktheit. Welche Drogen man nimmt, was die Eltern denken, dass man schreiben soll, wie man sich einen schönen Tag vorstellt:

Timing is everything. I guess every story is trying to get me somewhere; I’m trying to go somewhere. If you’re going to go somewhere you need motion, velocity, a destination. It’s like planning out how to choose to enjoy a day. “Today I think I’m going to take it easy in the morning, then go for a hike in the afternoon and get really hot and sweaty, and then I’m going to call someone I have to confront about some bullshit and then I’m going to get really drunk and I’m gonna watch Charlie Chaplin and then I’m going to go to sleep.” You know.

Man kann natürlich auch Millionen andere Sachen machen (weil man zufällig gerade extrem wenig Zeit hatte).

I traveled the internet

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