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Der vorliegende piq ist eine kurz und knapp gehaltene Rezension über Peter D. Ward's "Die Große Flut".
An und für sich ist das Buch empfehlenswert, der Artikel selbst aber nicht der Rede wert. Allerdings hat er bei mir eine Erkenntnis ausreifen lassen, die vermutlich schon länger in mir schlummert:
"wir" (also die Menschheit insgesamt) werden das Pariser 1,5 °C-Ziel für die Klimaerwärmung nicht erreichen.
Jede divergierende Annahme ist fundamental naiv und faktenavers. In seinem Buch beschreibt Peter D. Ward verschiedene Szenarien für die Jahre 2050, 2100 und 2300. Seine Hochrechnungen basieren dabei nicht nur auf temporären Extrapolationen, sondern greifen auf umfassende Daten und Modelle erdgeschichtlich nachvollziehbarer Entwicklungsprozesse sowie geologische Befunde zurück.
Sprich: letzten Endes dennoch Prognosen, aber aufgrund zahlreich berücksichtigter Variablen und Interdependenzbeziehungen eben weniger spekulativ und mehr fundiert.
Und?
Naja, sieht nicht unbedingt gut aus. Keine Überraschung.
"Anhaltende Dürren, tobende Stürme, brennende Wälder – wer glaubt, damit seien die Auswirkungen des Klimawandels aufgezählt, irrt: Für Millionen Menschen wird das Meer zur unmittelbarsten und schwerwiegendsten aller Bedrohungen werden. (...)
Der Meeresspiegel ist nicht konstant; er hat sich in der Vergangenheit verändert und wird das auch in Zukunft tun. Der beunruhigende Aspekt dieses natürlichen Vorgangs liegt darin, dass der aktuelle, menschengemachte Anstieg so schnell erfolgt wie noch nie zuvor in der Geschichte unseres Planeten – und dass die aktuellen Vorhersagen wohl deutlich unterschätzen, was auf uns zukommt."
Und hier kommen wir zu meinen 5 Cent: das wird passieren. Keine Chance, die Temperatur wird weiter steigen und das Leben auf diesem Planeten wird ungemütlicher.
Sorry #fridaysforfuture, #extinctionrebellion und #greta.
Es ist völlig unrealistisch anzunehmen, daß die öffentlichkeitswirksame Darstellung dystopischer Entwicklungsszenarien und klimatisch bedeutsamer Pfadabhängigkeiten zu einem Umdenken der Menschen in Indien, den Philippinen, Nigeria und Guatemala führen wird, wenn dies einschließt, auf eine entscheidende Portion unmittelbaren Wohlstand zu verzichten.
Im Jahr 2100 wird Amsterdam überflutet, wenn Ihr jetzt nicht Eure Kohlekraftwerke in Qinghai abstellt?
Who dares to care?
Ganz ehrlich: wer?
Dass soll nun mitnichten bedeuten, Umwelt- und Klimaschutz auf lokaler Ebene seien ineffizient, wenn nicht alle mitmachen. Ganz im Gegentum! Schadstoffbelastungen in Boden, Luft und Wasser, Feinstaub- und Mikroklimaprobleme, Rohstoffmangel, Antibiotikaresistenz, Insektensterben, Bodenversiegelung, etc. pp.: es gibt unzählige Gründe für aktiven und sofortigen Klima- und Umweltschutz auf lokaler Ebene. Es ist DAS Thema dieser Zeit. Energiewende, Biolandwirtschaft, Kreislaufökonomie - alles extrem relevant, wichtig und konkret effektiv.
Nur die Sache mit dem 1,5 °C-Ziel ist ein seltsames goldenes Kalb. Das werden wir tatsächlich nicht allein in Deutschland oder Westeuropa realisieren. Und der Rest der Welt möchte nun mal auch warmes fließendes Wasser im Bad, nicht zu reden von smart TV und eigenem PKW.
Ich denke, es wäre nur anständig und konsequent, wenn man sich dies endlich eingestehen könnte und stattdessen vielmehr auf Basis der Katastrophenszenarien zu planen beginnt, also anfängt, weiterzudenken, anstatt beim entscheidenden Stadium stehenbleiben, weil es dies ja zu verhindern gälte.
Es braucht vielmehr Planungen MIT den Extremen, statt gegen diese, sonst ist man irgendwann nur noch wehrlos. Das mag motivationspsychologisch nicht besonders opportun erscheinen, aber es rettet meinen Enkelkindern vielleicht irgendwann mal den Arsch.
Vor allem aber entschärft dies einen Teilbereich der aktuellen Debatten, weil nicht mehr über fiktive zukünftige planetare Zustände und deren Eintrittswahrscheinlichkeiten gestritten würde, sondern über konkrete und spezifische Maßnahmen und Wirkungszusammenhänge.
Quelle: Franz Alt Bild: © oekom verlag www.sonnenseite.com
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