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Kurator'in für: Zeit und Geschichte Flucht und Einwanderung Fundstücke
Studium der Internationalen Entwicklung und Politikwissenschaften in Wien und Münster. Beschäftigt sich mit Sicherheitspolitik und Islamismus, unter anderem bei/mit Internationale Politik und Gesellschaft (IPG), Blätter für deutsche und internationale Politik, Internationale Politik (IP), Middle East Institute Washington, Atlantic Council, Clingendael Institute.
Der Fall des deutschen Staatsbürgers Khaled al-Masri sorgte für Aufmerksamkeit für die Folterpraktiken der USA nach 9/11. Al-Masri wurde aufgrund einer Verwechslung im Jahr 2003 in Mazedonien entführt und landete in einem CIA-Gefängnis in Afghanistan. Monatelang wurde er dort gefoltert.
Maßgeblich beteiligt war die CIA-Agentin Alfreda Scheuer, die auf seine Inhaftierung gedrängt hatte. Reuters hat ein Interview mit Scheuer geführt, in dem sie betont, nichts davon zu bereuen. Bis Ende 2021 arbeitete Scheuer weiter im US-Sicherheitsapparat. Das Interview ist das erste seiner Art.
Kurioserweise scheint Scheuer nun eine Karriere als Live-Coach anzustreben. Für Frauen mittleren Alters. „Blickst Du manchmal in den Spiegel und fühlst Dich beinahe unsichtbar? Bist Du frustriert, dass die angeblichen Zaubermittel der Kosmetikindustrie nicht funktionieren?“, heißt es auf ihrer Homepage. Und dann:
I know what it’s like to leave your comfort zone to try something new, (…) I had finished a three decades + career as a senior government executive leading teams, mostly females, tasked with no-fail missions, taking smart risks, and even making life-and-death decisions. I loved every minute of it.
Im Interview mit Reuters verneint sie, dass Waterboarding eine Form der Folter sei. Stattdessen könne diese „Technik“ durchaus „funktionieren“ und sei nunmal Teil ihrer Arbeit gewesen: Risiken eingehen, um Terrorismus zu bekämpfen. Mehrfach gibt sie an, stolz darauf zu sein, das Nötige getan zu haben. Verwunderlich ist das nicht, schließlich würde ein Zugang zur eigenen Schuld vermutlich zum Kollaps führen.
Scheuer begann ihre Karriere bei der CIA im Jahr 1996. Drei Jahre später kam sie zu einer Einheit namens „Alec Station“, die damit beauftragt war, Osama bin Laden zu jagen. Geleitet wurde diese Einheit von Michael Scheuer, den sie später heiratete und dessen Namen annahm. Michael Scheuer hat eine ähnlich schräge Geschichte, inklusive QAnon und allem was dazu gehört, hier näher ausgeführt.
Nach 9/11 nahm das sogenannte „enhanced interrogation“ Programm der CIA — nicht mehr als ein Euphemismus für Folter — Fahrt auf. Laut einem Bericht des US Senats überwachte Scheuer 2002 die Folter eines Mannes namens Abu Zubaydah, der damals fälschlicherweise für ein Mitglied von Al-Qaida gehalten wurde. 20 Tage lang wurde Abu Zubaydah laut Senatsbericht rund um die Uhr Folter ausgesetzt. Zwei bis viermal täglich Waterboarding, "Verwahrung" beinahe nackt in einer sargähnlichen Holzkiste. Noch heute sitzt der Mann in Guantanamo ein.
Später flog Scheuer nach Polen, zu einem anderen CIA-Gefängnis, wo sie die Misshandlung eines 9/11-Täters überwachte. 183 mal wurde der Mann gewaterboarded.
2007 stellte die CIA nach eigenen Angaben das „enhanced interrogation“ Programm ein. Dass die Folterpraktiken damit ein Ende genommen haben, darf bezweifelt werden. Was das Programm jedoch so besonders (schrecklich) machte, ist seine Selbstverständlichkeit. Folter-Mainstreaming. Im sogenannten Kampf gegen den Terrorismus war jedes Mittel recht, wurde sogar als patriotische Tugend beschworen. Scheuer beruft sich offensichtlich noch heute auf diese Narrative.
Klar, der Plot-Twist mit der Karriere als Live-Coach und Beauty-Expertin macht die ganze Geschichte medienwirksam-absurd und bietet Steilvorlagen, um sich an ihrer Person abzuarbeiten. Viel mehr Medienaufmerksamkeit verdienen hingegen die Opfer, die heute noch schwerst unter den Folgen der Folter leiden oder sogar immer noch interniert sind.
Quelle: Aram Roston Bild: YBeU Beauty via R... EN www.reuters.com
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Lieber Lars. Danke für diesen Hinweis und vor allem die gute Zusammenfassung mit dem - wie ich finde - superwichtigen Hinweis auf die Opfer. Denn die komme hier mal wieder an keiner Stelle zu Wort. Stattdessen erfahren wir die Geschichte einer Täterin, als kurios und unterhaltsam. Sätze wie "waterboarding ist keine Folter" bleiben unwidersprochen. Im Gegenteil kann sie hier behaupten, dass sie wichtige Arbeit geleistet habe usw. so ein "Journalismus" kotzt mich an und ist auch noch Werbung für ihren Beauty-Kanal. Eigentlich müsste man diese Menschen doch anklagen.