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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
So begleitet der Altmeister in seinem gerade begonnenen 80. Lebensjahr die amerikanische Politik und ihre weltweiten Verwicklungen seit weit über einem halben Jahrhundert, nun auch in Zeiten der Pandemie, deren Folgen noch nicht abzusehen sind. Vielleicht erschüttert sie das amerikanische Imperium, weil es seine Defizite und Widersprüche offenlegt, stärker als viele es heute annehmen. So sieht Bob Dylan die Pandemie
als einen Vorläufer von etwas anderem, das auf uns zukomme.
Der Beitrag deutet diesen Ausnahmekünstler im Wechselspiel mit der verborgenen Geschichte der USA, ja, der Welt.
Als 20-Jähriger war er 1961 über den Eichmann-Prozess erschüttert und wahrscheinlich
der Erste, der in seiner Generation 1964 in «With God on Our Side» diesen Riss in der Zivilisation, den sechsmillionenfachen Mord an den Juden, markdurchdringend in die populäre Musik eingebracht hat.
Bei allem Überblick nimmt das neue Album, das erste mit neuen Songs seit etlichen Jahren, viel Raum ein. Es erschien bewusst und geplant am Tag der Sklaven-Befreiung in den USA. Nach dem Mord an George Floyd war es ein Datum der überwältigenden Proteste. Letzteres konnte Bob Dylan nicht wissen, aber die zehn Lieder beschäftigen sich bemerkenswert viel mit Macht und Herrschaft.
... nebst der höchsten Macht, dem singenden, Zeiten und Räume umfassenden Ich, und neben dem namenlos bleibenden Somebody kommen die Präsidenten Kennedy und Johnson und Truman vor, verkappt auch Franklin D. Roosevelt, und weiters Cäsar, mehrfach, sowie Hamlets Vater, eines ermordeten Königs Geist. Einer wird vor unseren hörenden Augen perfekt ermordet und ersetzt, der andere ist schon ermordet und liefert den Titel für den ersteren, einer wird zitiert, und einer bewohnte in Key West – wohin alle Wege hier führen – das alternative Little White House. Mit dem Römer schließlich, auf den das Erdolchtwerden auch wartet, identifiziert sich der Singende in «Crossing the Rubicon» und bricht entschlossen zum Kampf gegen den Senat auf.
Nach diesem Text hört man Bob Dylan anders und erfährt so auf poetische Art, wie Geschichte, also geronnene Politik, uns prägt.
Quelle: Katarina Holländer Bild: Patrick Widmer www.republik.ch
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"Geronnene Politik" – Danke, Achim! Ich hatte mich noch nicht getraut seine neuen Stücke zu hören. In den letzten Jahren hat es mir zu viele alte Helden und Heldinnen zerballert. Du machst mir Mut.