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Zeit und Geschichte

Ein tödlicher Nachkriegswinter – 1946/47 hungert Deutschland

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsDonnerstag, 23.02.2017

Winter 1946. Der Krieg ist seit mehr als einem Jahr vorbei. Das „Dritte Reich" in sich zusammengebrochen. Neue Zeiten brechen an. Endlich. Doch das Elend bleibt. In den ausgebombten, ausgebrannten Städten frieren und hungern die Menschen. Um zu überleben, klauen sie Kartoffeln von den Feldern, Kohlen aus Bahnwaggons, sie tauschen auf dem Schwarzmarkt das geerbte Silberbesteck gegen Essen ein, sie würgen Speisen runter, die sie vor dem Krieg nicht angerührt hätten.

„Wie viele Menschen in der Kälteperiode vor 70 Jahren an den Folgen von Mangel und Frost starben, bleibt unklar", schreibt Einestages von Spiegel Online. „Laut Schätzungen könnten es allein in Deutschland mehrere Hunderttausend Tote gewesen sein. Ein 'äußerst grober und vager Richtwert, der jedoch wahrscheinlich ist', sagt Historiker Wolfgang Benz. Die Misere war selbst verschuldet — eine direkte Folge des von Nazi-Deutschland losgetretenen Weltkriegs-Infernos."

Zwischen November 1946 und März 1947 kam zum Hunger die Kälte dazu: Die Temperatur sank in einigen Regionen auf bis zu minus 20 Grad Celsius. Die Elbe war komplett vereist, hier fuhr kein Schiff mehr, der Rhein immerhin auf einer Länge von 60 Kilometern. Die Versorgung von Großstädten wie Hamburg und Köln mit Rohstoffen und Nahrung brach zeitweilig zusammen.

„Jeder besaß das nackte Leben und außerdem, was ihm gerade unter die Hände geriet. Kohlen, Holz, Baumaterialien. Jeder hätte mit Recht jeden des Diebstahls bezichtigen können", schrieb der Schriftsteller Heinrich Böll. „Wer in einer zerstörten Großstadt nicht erfror, musste sein Holz oder seine Kohlen gestohlen haben, und wer nicht verhungerte, musste auf irgendeine gesetzwidrige Weise sich Nahrung verschafft oder verschafft haben lassen."


Ein tödlicher Nachkriegswinter – 1946/47 hungert Deutschland

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Kommentare 2
  1. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor fast 8 Jahre

    Damals kam auch das Wort "fringsen" auf https://www.welt.de/ge...

    1. Hauke Friederichs
      Hauke Friederichs · vor mehr als 7 Jahre

      Stimmt. Ein Teil meiner Familie stammt aus Köln: Der Kardinal steht dort immer noch im hohen Ansehen. GeoEpoche hat ein schönes Heft der Zeit nach dem Krieg gewidmet.

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