Corona hat die Anzahl der ME/CFS-Kranken bisher schätzungsweise verdoppelt, auf inzw. über 1 Mio. in D. Anderen Schätzungen zufolge erfüllt die Hälfte aller Long-Covid-Fälle die Kriterien für ME/CFS. Die Datenlage ist schlecht, der Artikel nennt einen Grund dafür.

Zu den Auslösern dieser Multisystemerkrankung gehören Viren wie Corona, Grippe, EBV, Fluorchinolonvergiftungen nach Einnahme von best. Antibiotika, Schädel-Hirn-Traumata.

Zu den häufigsten Symptomen gehören Fatigue (krankhafte Schwäche) Brainfog (kognitive Einschränkungen), Schwindel, Muskelschmerzen, MCAS, POTS u. a.

Aber das Hauptmerkmal, das zwingend vorliegen muss, ist die Post Exertional Malaise PEM. Dies ist die Zustandsverschlechterung nach körperlicher, geistiger oder auch emotionaler Anstrengung. Diese kann dauerhaft bestehen bleiben und zu Arbeitsunfähigkeit und sogar zur Bettlägerigkeit führen.

In D gilt der Grundsatz Reha vor Rente. Leider wird meist aus Unwissenheit nicht vor Rehaantritt evaluiert, ob beim Rehabilitanten PEM gegeben ist. Durch Aktivierungstherapie werden die Kranken also körperlich gefordert, es kommt zwangsläufig zur PEM.

Der Text bezieht sich zwar auf Österreich, ist aber auf Deutschland übertragbar.

Wenn dieses System nicht an ME/CFS angepasst wird, werden tägl. neue Erwerbsminderungssrentner produziert. Die EM-Renter haben noch das "Glück", dass ihre Krankheit zum. anerkannt wird. Leider fehlt Versicherungs-Gutachtern oft die entspr. Kenntnis, ME/CFS anzuerkennen. Daraus folgt, dass Pflegegrade und Versicherungsleistungen verweigert werden. So bleibt vielen ME/CFS-Kranken nur das Bürgergeld. 

Bisher gilt ME/CFS als unheilbar. Es gibt weder speziell zugelassene Therapien, noch Medikamente. Individuelle Behandlungsversuche können nur im Off-Label-Use ausprobiert werden. Aber für Off-Lable-Versuche muss der Kranke vollumfänglich selber aufkommen, da sie nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Für Kranke, die in den Bürgergeldbezug gedrängt wurden, ist dies fast unmöglich. 

In D gibt es auch im fünften Pandemiejahr immer noch nur zwei Anlaufstellen:

Für Kinder und Jugendliche ist die TU München zuständig. Erwachsene können sich an die Charité wenden. Diese ist aber seit Jahren so mit Anfragen überlaufen, dass sie nur Patienten aus Berlin und Brandenburg annimmt. Erwachsene aus den anderen 14 Bundsländern müssen darauf hoffen, einen Arzt zu finden, der sich auskennt, oder zum. bereit ist, sich einzuarbeiten. Weder die Kassenärztliche Vereinigung, noch die Krankenkassen können hierbei Hilfe leisten. Dabei ist ME/CFS durch die WHO seit über 50 Jahren als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt.

Aktuell ist eine Off-Lable-Liste für Patienten mit Long Covid- und Corona-induziertem ME/CFS geplant. Diese beruht auf den Erfahrungen, der präpandemisch ME/CFS-Erkrankten. Ausgerechnet diese Gruppe soll nun von dieser Liste ausgeschlossen werden. Ebenso Long Covid-Kranke ohne Nachweis. Dies ist nur ein Beispiel, wie ME/CFS-Patienten durch sämtliche Raster des Gesundheitssystems fallen.

Der Umgang mit ME/CFS-Kranken ist ein handfester Gesundheitsskandal:

https://www.fr.de/panorama/syndrom-raster-gefallen-gesundheitsskandal-news-me-cfs-myalgische-enzephalomyelitis-chronisches-fatigue-92076122.html#:~:text=Sch%C3%A4tzungen%20zufolge%20leben%20in%20Deutschland,kann%20seine%20Wohnung%20nicht%20verlassen.

Das Foto stammt vom Trauergang in Frankfurt. Diese finden inzw. in mehreren Großstädten statt. ME/CFS- und Long Covid-Kranke versuchen so auf die Situation aufmerksam zu machen. Aber lassen Sie sich nicht täuschen, wenn viele der Teilnehmer gesund wirken: Viele der Kranken sind in Wirklichkeit bettlägerig und müssen daher Stellvertreter schicken, um überhaupt Gehör zu fínden.