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Piqd vor allem beim Deutschlandfunk die Rosinen heraus, wann immer es bei dem Sender um Europa geht. Als Korrespondent mit Sitz in Polen geht der Blick vor allem nach Osten.
Geboren 1968 in Braunschweig. Studium der slawischen Sprachen und der Geschichte Osteuropas in Kiel, Sankt Petersburg und im sibirischen Irkutsk. Langjährige Tätigkeit als außenpolitischer Redakteur bei norddeutschen Tageszeitungen. Seit 2010 freier Osteuropa-Korrespondent für Print- und Online-Medien in Warschau und Berlin.
Es ist nicht unproblematisch, hier den Essay eines Staatschefs zur kritischen Lektüre zu empfehlen. Noch dazu, wenn es sich um einen mindestens autoritär regierenden Präsidenten wie Wladimir Putin handelt und der Aufsatz offenkundig politische Zwecke erfüllt. Mehr noch: Putins Essay "Über die historische Einheit von Russen und Ukrainern" hat unübersehbar das Ziel, die expansive, aggressive und teils kriegerische russische Politik gegenüber der Ukraine mit unhaltbaren Argumenten zu legitimieren. Und genau da wird es schwierig mit der Empfehlung, denn piqd ist nicht der Ort für eine detaillierte Textexegese.
Deshalb möchte ich, stellvertretend für viele gute Analysen auch in deutschen Medien, hier ergänzend auf die Einschätzungen des kremlkritischen russischen Publizisten Konstantin Eggert hinweisen. Dekoder.org hat seinen Kommentar in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Darin verweist Eggert nicht nur darauf, dass in ersten Reaktionen auf den Putin-Essay bereits eine "Mini-Enzyklopädie der Verdrehungen, Irrtümer und Fälschungen" entstanden sei, derer sich der russische Präsident bedient habe. Er stellt vor allem die entscheidende Frage: Was will uns Autor Putin mit diesem Text sagen? Eggerts Antwort:
Im Grunde genommen ist der Artikel ein Freibrief, den Putin sich selbst ausgestellt hat, um in irgendeiner Form gegen eben jenes „Anti-Russland“ zu kämpfen, unter dem in erster Linie die derzeitige ukrainische politische Klasse, aber auch der kollektive Westen verstanden werden. [...] Weder eine schnell voranschreitende Pandemie, noch demographische Probleme oder eine geringe Arbeitsproduktivität können Putin von seiner selbst auferlegten historischen Mission abbringen: dem Kampf gegen das in seiner Realität existierende „Anti-Russland“. Und wenn der Präsident morgen die Einstellung des Gastransits durch die Ukraine, die Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk oder gar den Angriff auf Mariupol verkündet, müssen wir uns nicht wundern. Putin denkt, er habe alle vor allem gewarnt.
Das ist natürlich mehr als besorgniserregend. Aus meiner Sicht wäre deshalb sehr viel mehr nötig als das ewige Klein-Klein der westlichen Russland-Politik. Dass es in Berlin und Paris, Brüssel und Washington nicht einmal den Ansatz einer echten Strategie gibt, zeigte sich erst kürzlich wieder, als Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron in der EU mit ihrer reichlich spontanen Idee für einen Gipfel mit Putin scheiterten.
Quelle: Wladimir Putin Bild: piqd EN en.kremlin.ru
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Auch Friedrich Schmidt und Reinhard Veser haben den Text en detail auseinandergenommen: "Putins Artikel ist über weite Strecken eine Aneinanderreihung von Geschichtsklitterung und Halbwahrheiten, aber gerade deshalb sehr aufschlussreich. Die heutigen Gegensätze zwischen der Ukraine und Russland seien, so Putin, „die Folge unserer eigenen Fehler“, aber auch „das Ergebnis der zielgerichteten Arbeit jener Kräfte, die immer bestrebt waren, unsere Einheit zu unterminieren.“ Nach russischen Fehlern sucht man im weiteren Text vergeblich. Dafür findet man viel über Machenschaften ausländischer Kräfte: des mittelalterlichen Großfürstentums Litauen, des litauisch-polnischen Doppelstaats im 16. und 17. Jahrhundert, Österreich-Ungarns, Deutschlands und schließlich des heutigen Westens." https://www.faz.net/ak...