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Zeit und Geschichte

„Nach Moskau zieht man nicht, da ist man froh, wenn man heil wieder wegkommt“

Susanne Franzmeyer
Piqer für Radio Features
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Susanne FranzmeyerSonntag, 12.11.2017

Von Januar 2012 bis 2017 verbringen Gesine Dornblüth und Thomas Franke fünf Korrespondentenjahre in Moskau. Über ihre Erlebnisse haben sie nun ein spannendes und zudem unterhaltsames Feature gemacht. Russland befinde sich ja mitten im gesellschaftlichen Umbruch – wie aufregend, dass die beiden das miterleben können! – heißt es vor ihrer Abreise im Bekanntenkreis. Doch schnell wird deutlich, dass die Putin-Gegner keine Chance haben. Bei einer letzten Demonstration mit mehreren 10.000 Teilnehmern am Tag vor Putins Amtseinführung – die Polizei sprach von nur 8.000 – beobachtet Thomas Franke vom Staatsapparat eingeschleuste Steine schmeißende Provokateure, die eine Festnahme von 250 Menschen ermöglichen. Die Amtseinführung selbst erinnerte „an die Sowjetunion“: Leergefegte Straßen, Männer in Windjacken standen überall und bewachten die Hauseingänge, 1000 geladene Gäste warteten im Kreml auf Putins Ankunft – darunter „die Diktatoren und Autokraten Zentralasiens und unser Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder“.

Der Hörer erfährt in zahlreichen - mitunter absurden - Anekdoten, wie der Staat alles kontrolliert und seine Macht spüren lässt. Das fängt bei Behördenwillkür an, geht über Propaganda und Falschmeldungen in den Medien, und führt bis zu politischen Attentaten und dem brutal-dreisten „Klau der Krim“. Da ist es kein Wunder, wenn man irgendwann selbst Paranoia schiebt: Ein verschwundener Aktenordner führt zum Durchwühlen der Mülltonnen des Wohnhauses, ein nicht gefundener USB-Stick zum Verdacht, jemand sei in die Wohnung eingedrungen, und warum hat die im Flur stehende Kafka-Pappfigur der beiden Korrespondenten nach der Rückkehr aus dem Urlaub plötzlich drei Löcher im Kopf? Nicht alle Fragen können mit Gewissheit beantwortet werden, und manches wird mit einem Augenzwinkern erzählt, aber die Eindrücke reichen, um ein scharfes Bild von Putins Russland zu zeichnen, dem „Land der Paranoia“, in dem selbige durchaus ihre Berechtigung hat.

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„Nach Moskau zieht man nicht, da ist man froh, wenn man heil wieder wegkommt“

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Kommentare 1
  1. Barbara Streidl
    Barbara Streidl · vor 7 Jahren

    Danke für diesen Tipp! Diese Sätze "wie aufregend, das miterleben zu können", gibt es ja in anderen Zusammenhängen auch immer wieder. Gut, dass hier eine Enttarnung gekommen ist.

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