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Kopf und Körper

Covid-19 ist bei milden Verläufen vielleicht gar nicht so harmlos wie gedacht

Silke Jäger
Freie Medizinjournalistin

Ich lebe in Marburg und schreibe über Gesundheit und Gesundheitspolitik.

Zum Kurator'innen-Profil
Silke JägerMittwoch, 29.04.2020

Vor Kurzem hatte ich hier schon einmal einen Beitrag empfohlen, in dem es um neurologische Symptome bei Covid-19 ging. Inzwischen gibt es immer mehr Anzeichen, die dafür sprechen, dass die Krankheit auch bei milden Verläufen zu schweren neurologischen Schäden führen kann.

In New York fiel einem Arzt ein Patient auf, der einen schweren Schlaganfall bekommen hatte: 44 Jahre alt und Corona-positiv. Bei dem Versuch das riesige Blutgerinnsel in einer der großen Hirnarterien zu entfernen, bemerkte der Neurologe, dass sich sofort neue Blutgerinnsel bildeten. Ein Phänomen, das völlig unbekannt ist.

Andere Patient:innen in den 30igern, 40igern und 50igern, die ebenfalls Schlaganfälle erlitten hatten und Corona-positiv getestet waren, hatten zum Teil mehrere Blutgerinnsel im Kopf, auch in Venen – was sehr ungewöhnlich ist, weil Schlaganfälle normalerweise durch verlegte Arterien entstehen.

Vor allem jüngere Menschen, die wenige Covid-Symptome haben, hatten nachdem es ihnen eigentlich wieder besser ging, solche untypischen und schweren Schlaganfälle bekommen. Auch wenn die Anzahl solcher Vorfälle recht gering ist, so ist das sehr auffällig. Auch in Deutschland kennt man solche Fälle.

Was diese Beobachtung zeigt: Ob milde Verläufe bei Covid-19 von jüngeren Patient:innen wirklich immer so harmlos einzuschätzen sind, ist noch nicht klar. Vielleicht handelt es sich bei diesem Schlaganfallphänomen nur um eine Korrelation. In jedem Fall ist es aber eine bemerkenswerte.

Covid-19 ist bei milden Verläufen vielleicht gar nicht so harmlos wie gedacht

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Kommentare 8
  1. Silke Jäger
    Silke Jäger · vor mehr als 4 Jahre

    Das Problem ist definitiv größer, wie Obduktionsergebnisse aus Deutschland nun auch zeigen. Nun geht es darum herauszufinden, mit welcher Behandlung man frühzeitig gegensteuern kann. Ob die gängigen blutverdünnenden Medikamente auch bei leichten Verläufen eingesetzt werden können, also mehr nutzen als schaden. Das noch zur Ergänzung, weil die Frage, wie relevant das Phänomen ist, hier ja diskutiert wurde https://www.tagesschau...

  2. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor mehr als 4 Jahre

    Ohne diesen PIQ gelesen zu haben, habe ich einen Tag später einen Artikel über Blutgerinnselneigung bei COVID-19-Patienten gepiqt. Dort wurde eine Verhältniszahl berichtet: ein Drittel der Patientengruppe einer Studie habe Thrombose-Komplikationen gehabt. Das deutet darauf hin, dass das kein Miniproblem ist. Siehe auch https://www.sciencedai....
    Die Information ist für uns wichtig, weil sie uns dazu bringen kann, aufmerksam für thrombosebezogene Störungen bei uns zu werden (Herzinfarkt, kogninitive und motorische Ausfälle bei Schlaganfall).
    Für Mediziner ist sie natürlich noch viel wichtiger, weil sie die "best practice" - Diagnostik und - Behandlung beeinflusst.

  3. Georg
    Georg · vor mehr als 4 Jahre

    Mich stört es im Allgemeinen an der ganzen Thematik, dass wir meilenweit entfernt von jeglichem rationalen Diskurs sind. Es gibt sehr klare Fakten (d.h. Irrtumswahrscheinlichkeit sehr gering), es gibt sehr relevante Faktoren (weil auf viele Fälle zutreffend) und es gibt das Gegenteil von all dem. Anstatt, dass da Ordnung reinkommt (und die Lage bleibt selbst dann komplex genug, dass sie sehr viele nicht verstehen werden), wird in den vergangenen Wochen im Dauerfeuer spekuliert über alle möglichen Dinge.

    Im speziellen stört mich an diesem Artikel, dass er wirklich genau solche Spekulation und Aufmerksamkeitsheischerei schon wieder zu sein scheint. Es spricht dem Artikel nach vieles dafür, dass das Phänomen zwar tatsächlich eine erschreckende, kritische Nebenwirkung von Covid19 sein könnte. Aber die wenigen Zahlen (per se schon bemerkenswert, auch wenn zu einem gewissen Maß entschuldbar, weil unerforscht) und Fakten, die dazu vorhanden sind, lassen eigentlich NUR den Schluss zu, dass man davon ausgehen muss, dass es eine höchstseltene (selbst wenn gefährliche) Nebenwirkung ist. 12 Fälle im größten Krankenhaus von NYC (in welchem Zeitraum?) plus eine gewisse Dunkelziffer (verfrühte Tode werden häufig untersucht, die Dunkelziffer kann, denke ich, nicht gigantisch sein). Das ist in Relation erstmal garnichts. Natürlich kann sihc das auch ändern und DANN kann man darüber so berichten, wie es hier geschieht. Jedes Jahr sterben junge Menschen an Kartoffelschälern, vllt 12 in NYC, aber wieviel Aufmerksamkeit sollte man daher Kartoffelschälern in der öffentlichen Debatte schenken? Die Frage (abgesehen von Klärung der Kausalität), ist also, ob es ein relevantes Phänomen ist. Scheint nicht so zu sein. Wissenschaftliches Interesse an dem Phänomen ist natürlich absolut gerechtfertigt und auch, dass die Krankenhäuser es versuchen, systematisch zu klären.

    Aber bis hier mehr darauf hinweist, dass es ein relevantes, d.h. häufiger als, sagen wir mal in 3% der Fällen auftretendes Phänomen ist, ist auch dieser Artikel nur ein weiterer von vielen, die der öffentlichen Meinungsbildung nicht nur nicht zuträglich sondern sogar destruktiv sind. Zumindest sollte der/die AutorIn ganz klar und deutlich machen, wie gering die Zahlen in Relation sind (denn Relationen scheinen für viele ein sehr kompliziertes Konzept zu sein). Passiert aber nicht....

    1. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

      Ich hatte vermutet, dass es so ein Effekt sein könnte, den du auch beschreibst. Ich stimme dir zu, dass nur über das berichtet werden sollte, was relevant ist. Interessanterweise kommen wir dabei zu unterschiedlichen Einschätzungen, denn ich halte dieses Phänomen für relevant. Ich nutze aber dafür ein anderes Kriterium als die Zahl der Fälle.
      Über diese ungewöhnlichen Phänomene wird in Fachkreisen schon länger geredet und das Thema hat es jetzt in die Publikumsmedien geschafft. Das allein sagt noch nicht viel. Aber das, was hier beschrieben wird, ist nach meiner Einschätzung eine wichtige Information für viele Menschen. Und ich meine nicht nur die, die womöglich mit Covid etwas zu leichtfertig umgehen. Obwhol ich zugeben muss, die meine ich auch.
      Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass man schon mehr dazu sagen kann. Und ich habe deshalb extra vorsichtig von "vielleicht" und "Korrelation" geredet, auch um auszudrücken, dass es sich hier um eine Beobachtung handelt, die man noch schwer einschätzen kann.
      Aber das ist wahrscheinlich genau der Trigger: Wir haben genug von diesen Unsicherheiten.
      Ich frage mich aber, was die Konsequenz daraus sein könnte. Nicht mehr über offene Fragen und interessante neue Beobachtungen zu berichten, mit denen sich die Forschung gerade beschäftigt? Oder anders darüber zu berichten? Oder erst später zu berichten, wenn schon mehr gesichertes Wissen da ist? Für letzteres plädierst du in deinem Kommentar. Und das hilft mir weiter. Danke!
      Aber vielleicht gibt es ja noch mehr Vorschläge zu dieser Frage. Für mich und meine Arbeit ist die nämlich gerade außerordentlich wichtig. Ich nehme wahr, dass eigentlich neutrale Texte über Corona (oder solche, die ich dafür hielt), gar nicht neutral wahrgenommen werden, sondern emotionaler diskutiert werden als ich es erwartet hätte.

    2. Georg
      Georg · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

      @Silke Jäger "Aber das, was hier beschrieben wird, ist nach meiner Einschätzung eine wichtige Information für viele Menschen. Und ich meine nicht nur die, die womöglich mit Covid etwas zu leichtfertig umgehen. Obwhol ich zugeben muss, die meine ich auch. "

      Inwiefern denn? Welches Kriterium macht eine Information aus deiner Sicht denn für LeserInnen diesen Formats relevant? Relevant sind die beschriebenen Phänomene und Fallzahlen für WissenschaftlerInnen, für ForscherInnen und für MedizinerInnen. Für alle anderen hat es aus meiner Sicht aktuell noch keinen informativen Gehalt außer evtl ein kleines Schaudern hervorzurufen.

      Ich glaube, dass jene "viele Menschen", die du meinst, jene sind, die sich von solchen Artikeln warnen lassen sollen. Ich möchte es nicht dir persönlich unterstellen, aber genau mit den gleichen Worten werden genau solche Artikel aktuell massenhaft von Menschen geteilt, die sich mehr Vorsicht und strengere Maßnahmen wünschen.

      Dass dabei die in den Artikeln beschriebenen Phänomene eben nicht den notwendigen Bedingungen dafür genügen, dass man sie sinnvollerweise als Warnung erachtet und sein Verhalten verändert, wird dabei häufig billigend in Kauf genommen. Es ist ja kein Geheimnis, das hatte ich oben geschrieben, dass Menschen per se ein Problem damit haben, Relationen rational zu verarbeiten, wenn die absoluten Zahlen sehr groß werden. Im Internet wird aktuell auch ohne Unterlass geschrien, dass "auch Kinder auf den intensivstationen sind" - was für ein Unding... Wenn von 10.000 erkrankten Kindern 1 auf die Intensivstation muss, dann ist das absolut irrelevant, dann liegt sogar mit höchster Wahrscheinlichkeit meistens ein anderer Grund vor, den man nicht entdeckt hat.

      Klar, "Fake News" sind es nicht. Aber jeder weiß (und so lese ich auch deine Überschrift und dein doch zurückhaltendes Hinweisen auf die nichtige statistische Relevanz, die das Phänomen eben bisher hat), dass es viele Menschen geben wird, die sich diesen Artikel wie eine Warnung durchlesen. Das ist irgendwie manipulativ und nicht ganz korrekt - und eben auch dem rationalen Diskurs nicht beiträglich, in dem wir dringend endlich Übersicht benötigen.

      Wie gesagt, ich möchte es dir weder unterstellen noch vorwerfen, sondern so "schmecken" solche Artikel eben aktuell bei mir, weil andere Menschen das schon genauso tun. Selbst denen mache ich keinen Vorwurf - in den meisten Fällen ist das nur dadurch motiviert, dass die Menschen, die so etwas teilen, selbst aktuell größere Angst vor dem Virus haben, als rational sinnvoll wäre... Emotionen halt. Aber diese Menschen sollten versuchen, in ihrer Angst innezuhalten, selbst wenn sie gerne hätten, dass andere vorsichtiger handeln. Denn es schadet dem Diskurs ungemein.

      Wenn ich mir anschaue, wie stark alle möglichen Verschwörungstheorien gerade sind, wird mir ganz bange!

  4. Silke Jäger
    Silke Jäger · vor mehr als 4 Jahre

    Offenbar wird dieser piq kontrovers wahrgenommen. Mich würde interessieren, warum. Ideen? Begründungen?

    1. Theresa Bäuerlein
      Theresa Bäuerlein · vor mehr als 4 Jahre

      Mein Eindruck ist - und ich könnte falsch liegen - dass die Unsicherheit bei diesem Thema viele nervt. Wenn Artikel scheinbar noch mehr Verunsicherung schaffen, wie "es könnte gefährlicher sein als angenommen, aber wir wissen es nicht", führt das zu Kontroversen. In meinem Umfeld gibt es oft eine Art Ping Pong zwischen denen, die warnen und denen, die von den Warnungen genervt sind und die nur dann gewarnt werden wollen, wenn die Gefahr klar ist. Das ist in dieser Pandemie aber leider schwierig...

    2. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor mehr als 4 Jahre

      @Theresa Bäuerlein Was du beschreibst, deckt sich mit meinen Beobachtungen. Was ich aber schwer finde, ist, einzuschätzen, was andere Menschen als vage Warnung wahrnehmen und deshalb in die Ecke "unlautere Panikmache" packen und was als interessante Neuigkeit, zu der man leider noch nicht viel weiß. Das funktionierte nämlich vor der Pandemie anders.

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