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Quelle: privat
Spionin, Detektivin oder Archäologin wollte ich eigentlich werden. Dann reichte es nur zur Schriftstellerin. Zumindest kann ich seitdem meiner Passion im Recherchieren nachgehen. Bislang hielt ich mich dazu in verschiedenen Ländern, wie Portugal, Österreich, USA oder Japan auf. Mein letzter Roman "O.", eine Neuschreibung der Odyssee aus weiblicher Perspektive, ist im März 2020 erschienen. Außerdem gibt einen neuen Essayband mit dem Titel "Erfundene Heimaten". Zurzeit arbeite ich an einem Projekt, das sich mit der Darstellung von Historie in aktuellen literarischen Werken beschäftigt.
poetin heißt die in Leipzig herausgegebene Literaturzeitschrift poet nun seit drei Ausgaben. Nummer 25 widmet sich dem Verhältnis von Autorschaft und Elternschaft, einem bislang vom Literaturbetrieb vernachlässigten Thema. Obwohl, Autoren, die Kinder hatten, gab es immer; jedoch stets mit einer Frau im Hintergrund, die den Nachwuchs vom Schreibenden fern hielt. So fern, dass kindliche Weltsichten und Rhythmen selten in die – hinter verschlossenen Türen verfassten – Texte Eingang fanden. Für Autorinnen blieb meist nur die Entscheidung: entweder Kinder oder ein Werk hervorzubringen. Ihre Bücher wurden so zu metaphorischen Babys, der kreative Akt mit Geburtsvorgängen verglichen. Dazu passend findet sich im Heft eine lustige, weil extrem moderne Übersetzung von Gedichten Thomas Moores durch Francis Nenik:
„Statt eines Babys erfreust du dich am Wuchs/
deines allerneusten Taschenbuchs,/
während ich, um an deinen Output ranzukommen,/
mir ein Hardcover pro Jahr hab’ vorgenommen.“
Seit Autorinnen Kinder haben und dies nicht verheimlichen, – es ist ja noch nicht lange her, dass Mutterschaft als Mangel an Ernsthaftigkeit gedeutet wurde oder gar gleichzusetzen mit dem Verlust jeglicher kreativer Impulse war, – werden auch Texte verfasst, die die Präsenz der Kleinen nicht verneinen. Ein grundsätzliches Problem der Verquickung von Eltern- und Autorenschaft erwähnt die Herausgeberin Caroline Callies im Vorwort: Bei beiden handelt es sich um schwer messbare Tätigkeiten, „beide erarbeiten keine unmittelbare Wertschöpfung“ und erfahren daher meist nicht genügend Respekt. Nichtschreibende können sich nicht vorstellen, wie und warum man schreibt; Kinderlose können nicht verstehen, wie eingreifend das Leben durch Nachwuchs verändert wird. Derartige Problematiken werden in der poetin in Form von Gedichten, Prosa, Essays und Gesprächen abgehandelt. Die einfachste Möglichkeit stellt dabei die Wiedergabe von Dialogen und Anekdoten aus dem Alltag mit Kindern dar, oft witzig, manchmal ernst, etwa wenn es darum geht, wie man Heranwachsenden den Tod erklärt, vor dem sich alle fürchten, sobald sie darüber nachzudenken beginnen.
Die Lyrik wird grundlegender herausgefordert, ist doch Reimen und Lautspielen eine frühe Möglichkeit, mit dem Baby zu kommunizieren. So sind im Band klanginspirierte Gedichte mit Diminutiven und fantasierten Tieren von Ulrike M. Sandig zu lesen, so bringt Ron Winkler die Unterbrechung des Schreibens ins Gedicht, spricht von „Magermanuskriptversorger“, „Reimtüchern“ und verbindet sich mit dem Schreien, dem Noch-nicht-in-Worte-fassen-Können des Kindes, indem er Gemeinsames findet: Die Atmung, die sowohl für den Dichter als auch das Baby eine Grundlage bildet. Kerstin Preiwuß präsentiert drei Gedichte einer Anthologie, die sie zusammen mit Dagmara Kraus zum Thema Geburt herausgibt. Das Motiv der Geburt habe – im Gegensatz zum Tod – so gut wie keine literarische Repräsentation gefunden, da die Literatur so lange männlich geprägt war, so die Herausgeberin.
In den Essays geht es dann grundsätzlich zur Sache. Nancy Hünger schreibt über den Rechtfertigungszwang, der einer Frau von der Gesellschaft auferlegt wird, sobald sie entscheidet, keine Kinder haben zu wollen und versteht Kinderlosigkeit als Protest gegen Konventionen. Sophie Sumburane beklagt die Unmöglichkeit, als Schreibende mit Kind ein Aufenthaltsstipendium anzunehmen, eine Diskriminierung von kinderhabenden Autorinnen. Lyrikerin und Romanautorin Preiwuß, Mutter zweier Kinder, macht in einem beeindruckenden Text die Zeitnot, die körperliche Anspannung, den ständigen Umgang mit Unterbrechungen, dem Chaos spürbar. Die Kinder treten permanent in den Text hinein, werden aus dem Prozess der Kreativität nicht ausgeschlossen. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb (?) – gelingt es Preiwuß, aus der Erschöpfung heraus zur Schöpferin spannender Literatur zu werden. Große Leseempfehlung für Betroffene und Interessierte! Danke an den Herausgeber aller bisherigen poeten und poetinnen, Andreas Heidtmann!
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