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Ich bin Journalist und berichte über Kultur, Bildung und Ideen. Zum Beispiel über traurige Komiker, zärtliche Pornos und Ethikseminare für Frontex. Schreiben ist Denken. Und Staunen ist ein guter Anfang.
Als Redakteur arbeite ich für DIE ZEIT und ZEIT ONLINE im Hamburg-Ressort. Zuvor war ich Chefredakteur des Studierendenmagazins »Zeit Campus«. Ältere Texte von mir findet man auch auf »Spiegel Online«, in »Spex« und im »Missy Magazine«.
Studiert habe ich amerikanische Kultur, Medienkultur und Politik in Hamburg und Washington, DC, aktuell mache ich berufsbegleitend einen Master in Geschichte Europas in Hagen.
Im Sommer veröffentlichte die Pop-Sängerin Fergie ihren Song M.I.L.F.$ (unten gepiqd). Im Musikvideo wird sie unterstützt von einigen der erfolgreichsten Frauen der amerikanischen Unterhaltungsbranche. Von Frauen, die sich nicht bloß als sexy inszenieren, sondern ganz ausdrücklich als sexy Mütter.
Es ist kein ganz neues Phänomen, aber abschließend geklärt ist es noch nicht: Wie wurde die Mutter zur sexuellen Ikone der Gegenwart? Was hat es zu bedeuten, dass Mütter nicht mehr (nur) als selbstlos und asexuell idealisiert werden, sondern (auch) als hedonistisch und sexualisiert?
Ich glaube, ich hörte den Begriff der Milf ("Mother I'd Like to Fuck") erstmals um die Jahrhundertwende, in der Teenie-Komödie American Pie. 15 Jahre später galt er schon als der Top-Suchbegriff auf US-Pornoseiten und wurde von einigen Frauen kokettierend übernommen. Britney Spears etwa trug als werdende Mutter den T-Shirt-Aufdruck "Milf in Training".
Manche, die das zu deuten versuchen, sagen: Der Siegeszug der Milf ist Symptom veränderter Befindlichkeiten junger Männer. Die fühlen sich demnach überfordert durch Körperideale, die auch für Männer belastender werden, durch die pornografische Leistungsethik, etc. Sich einer älteren, dominanten Frau zu überlassen, wäre die (imaginierte) Befreiung von all dem (vgl. hier & hier).
Wenn das stimmt – ist die Milf dann eine revolutionäre Figur, die patriarchalische Gesellschaften auf den Kopf stellt?
Ich glaube nicht. Die popkulturellen Inszenierungen der Milf sind von der Lebensrealität real existierender Mütter weit entfernt. Reich und beruflich erfolgreich sein, Kinder haben, fantastisch aussehen (was paradoxerweise auch in diesem Zusammenhang jung aussehen bedeutet), nebenbei die Zeit und Lust haben, die Verführerinnenrolle auszufüllen? Eher unrealistisch.
Vielleicht ist genau das der Punkt der Fergie-Videos, das in so einer Barbie-Plastikwelt spielt: Pop hat wohl mehr mit Fantasien zu tun als mit Realitäten. Bemerkenswerte Fantasien sind es jedenfalls.
Quelle: Fergie vevo.com
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lieber oskar, trotzdem sagen studien und diverse sexualforscher, dass immer mehr männer im netz (sic!) genau diesen frauentyp suchen. ist leider kein popkulturelles phänomen. best, judka