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Anne Hahn, in Magdeburg geboren, lebt seit 1990 in Berlin. Studium der Kunstgeschichte/Geschichte in Berlin und Florenz. Seit 1999 Porträts, Reportagen und Rezensionen in verschiedenen Medien. Buchveröffentlichungen u.a.: "Satan, kannst du mir nochmal verzeihn - Otze Ehrlich, Schleimkeim und der ganze Rest" (mit Frank Willmann) Ventil Verlag 2008, "Pogo im Bratwurstland: Punk in Thüringen" LzfpB, 2009, „DreiTagebuch“ Roman, „Gegenüber von China“ Roman, beide Ventil Verlag, 2014, "Das Herz des Aals", Roman, Ventil Verlag 2017, "Mitten drin - Fußballfans in Deutschland" BfpB, 2018, "Vereint im Stolz - Fußball, Nation und Identität im postjugoslawischen Raum", BfpB 2021
...beim Lesen des Romans gab es acht Stellen, wo ich dachte, die würde ich in dem Film haben wollen, und dann hat man angefangen von diesen acht Stellen sozusagen wieder anzufüttern, und wir haben vielleicht anderthalb Jahre am Drehbuch gearbeitet, im Grunde mit einer Wasserwaage, und haben hier ein bisschen weggenommen und da ein bisschen dazu, und dann mussten wir auch eigene Szenen schreiben, weil der Roman da nicht die Szenen hatte, die wir für die filmische Erzählung brauchten.
Sagt der Regisseur Andreas Goldstein im Gespräch mit Patrick Wellinski vor einigen Tagen im Deutschlandfunk. Achim Engelberg wies in seinem piq mit spannenden Gedanken auf die Chance einer Neubewertung des Mauerfalls hin, ich möchte mich einer begeisterten Kritik der F.A.Z. anschließen, deren Redakteur von einem Höhepunkt des deutschen Films zu Anfang des Jahres spricht – ich würde noch weiter gehen. Die erste Verfilmung eines Werkes von Ingo Schulze; die künstlerische Verarbeitung seines Romans "Adam und Evelyn" ist ein Meisterwerk! Endlich finde ich die leisen Töne, die Langsamkeit der DDR in einem Film wieder, der wenig deutet und nichts auserzählt. Hier bleiben Fragen offen, wie die Differenz zwischen Adams: "ist es nicht egal, wo man lebt?" und Evelyns "ich wollte schon immer weg." So vielfältig, wie die Anzahl der Lebensentwürfe in der DDR, sollte auch ihre Nacherzählung sein, fordert Ingo Schulze seit Jahrzehnten und schreibt immer wieder neue Romane über die Wende, das Davor und das Danach. Vom Stapel seiner Bücher war mir lange sein Erstling das Liebste, die 1995 erschienenen surrealen Erzählungen "33 Augenblicke des Glücks", aber auch seine Varianten ostdeutschen Lebensgefühls und seine Aufarbeitung des "heiteren" Gesellschaftswechsels sind mir Kanon. In Adam und Eyelyn, 2008 erschienen, reist ein Paar im Sommer 1989 eher zufällig über die just geöffnete Grenze nach Österreich aus – und versöhnt sich nach einem Streit, der zu einigen Turbulenzen geführt hatte. Unaufgeregt erzählt Ingo Schulze von einem Neuanfang, sowohl in der Beziehung der Protagonisten als auch in einem anderem Land.
Mit der Verfilmung ist der Schöpfer des Pärchens glücklich und betont, dass ihm die Ostsozialisation der Filmemacher wichtig war. Der Kooperation des späten Spielfilm-Debütanten Andreas Goldstein und seiner Kamerafrau, Cutterin und Mit-Drehbuchautorin Jakobine Motz geht am ausführlichsten die Berliner Zeitung nach. "Wir wollten nicht eine Liebesgeschichte um der Sache willen erzählen", sagt Jakobine Motz, das jahrelange Ringen um Stoff und Film lässt sich erahnen. Die magische Ruhe des Ergebnisses wird nicht zuletzt von der (Ost-)Berliner Schauspielerin und Romanautorin Anne Kanis als Evelyn und vom österreichischen Theaterschauspieler Florian Teichtmeister als Adam getragen, der sich den intellektuell akzentfreien Tonfall bei Thomas Brasch ablauschte. Seine Gebrochenheit spiegelt einen zögerlichen Adam, der gar nicht weg möchte aus der DDR. Ihre Stärke liegt im frechen weiblichen Selbstbewusstsein, in der DDR selbstverständlich und hier scheinbar leichterhand nachgestellt. Die Liebesgeschichte bildet eine Folie für diesen Sommer 1989, den Ingo Schulze und nach ihm Goldstein/Motz benutzen, um eine Handvoll Figuren traumtänzerisch durch Europa zu schicken. Es gibt keine Bilder von Botschaftsbesetzungen, überfüllten Campingplätzen und Zügen. Keine Fluchtdramatik, kein Geigengefidel. Entspannt gleiten wir am menschenleeren Balaton entlang. Durch sommerliche Landschaften, die genug Zeit lassen, zum Schauen, Fühlen. Fragen stellen.
Bis zum Ende ist es ein Kammerspiel mit Naturaufnahmen, eine wohlüberlegte, punktuelle und sehr gelungene Adaption eines "Wenderomans", wie es sie noch nicht gab. Mir wird das trotzige Gesicht Evelyns in Erinnerung bleiben, die Adam zuhört, wie er im ersten österreichischen Hotel aus der Bibel vorliest. Sie isst Obst und fragt Adam über das Gebot der Unterwerfung der Frau unter den Mann hinweg – "magst du auch was?"
Quelle: Bert Rebhandl faz.net
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Ich habe das Buch gerade zum ersten Mal gelesen und es geht mir wie bei Grass' Blechtrommel - der Film holt noch einmal mehr aus dem Stoff heraus - durch den Willen zur klugen Reduktion. Da ist jede Szene wohlüberlegt. Und nichts an dem Film ist berechnend, was ich grundsätzlich an Filmen über den Osten hasse. Da wird alles zurechtgebogen, um in der Gegenwart Preise einzuheimsen, allen voran "Das Leben der anderen".
Und könnte Adam nicht ein Bruder der Familie Brasch sein?
Ja, ADAM UND EVELYN ist auch eine gelungene Literaturverfilmung und mehr.