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Technologie und Gesellschaft

Trolley-Problem: Wenn die Moral auf den Gleisen liegt

Christian Huberts
mächtiger™ Kulturwissenschaftler und Kulturjournalist
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Christian HubertsMittwoch, 04.04.2018

Vor wenigen Wochen ereignete sich der erste tödliche Autounfall mit einem autonomen Fahrzeug. Tragisch, aber – folgt man der utilitaristischen Ethik – immer noch den vielen Todesopfern vorzuziehen, die in der Mehrheit durch menschliche Fahrer verursacht werden. Als philosophisches Gedankenspiel wird hier stets eine Variante des sogenannten »Trolley-Problems« angeführt: Eine Straßenbahn fährt auf fünf Fußgänger zu und man müsste nur einen Hebel betätigen, um das tödliche Vehikel auf ein anderes Gleis umzulenken, auf dem sich nur ein einzelner Fußgänger befindet. Was tun? Um die logische Schlussfolgerung von Mr. Spock zu zitieren: »Das Wohl von Vielen, es wiegt schwerer als das Wohl von Wenigen oder eines Einzelnen.«

Ganz so leicht macht es sich der Medienwissenschaftler Ian Bogost jedoch nicht. In seinem lesenswerten Beitrag im Atlantic stellt er die vermeintliche Klarheit des »Trolley-Problems« zur Debatte. Dafür betrachtet er eine der ersten philosophischen Analysen des Dilemmas, ein Paper der Philosophin Philippa Foot aus dem Jahr 1967. Besonders interessant ist für Bogost, dass Foot nicht nur die Konsequenzen einer Entscheidung betrachtet, sondern auch dessen moralischen Kontext. Ginge es etwa darum, einen Unschuldigen hinzurichten, um fünf Ankläger vom Amoklauf abzuhalten, läge die Moral wohl nicht mehr selbstverständlich bei den Vielen. Aber genau dieser erweiterte Kontext wird bei der Debatte um autonome Fahrzeuge ausgelassen:

[T]he seductive popularity of the trolley problem has allowed people to misconstrue autonomous cars as a technology that is already present, reliable, and homogeneous—such that abstract questions about their hypothetical moral behavior can be posed, and even answered. But that scenario is years away, if it ever comes to pass. In the meantime, citizens, governments, automakers, and technology companies must ask harder, more complex questions about the moral consequences of robocars today, and tomorrow.
Trolley-Problem: Wenn die Moral auf den Gleisen liegt

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