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Kurator'in für: Technologie und Gesellschaft Medien und Gesellschaft Klima und Wandel
Irgendwas mit Medien seit 1996, Typograph, Grafiker, Blogger. Ask me anything.
Vor einigen Wochen schrieb ich in einem piq über einen der ersten Fälle einer Pirate Mimetic AI, die auf den Stil und den Strich eines jüngst verstorbenen Illustrators aus Südkorea trainiert und veröffentlicht wurde.
Nun hat Andy Baio ein Interview mit der jungen Illustratorin Hollie Mengert geführt, deren Arbeit vor wenigen Tagen ungefragt dazu benutzt wurde, ein Stable Diffusion-Model zu trainieren, die ihr Werk imitiert, anschließend hat er sich auch mit dem Macher des Pirate Mimetic AI-Models unterhalten.
Die Interviews sind sehr aufschlussreich und mich erinnern viele der Äußerungen des "Style-Piraten" an die Argumente der Verfechter von p2p-Technologien wie Napster oder Bittorrent vor 20 Jahren: "Die Technologie ist da und geht nicht mehr weg, es gibt ohnehin keine Moral und die Zerstörung der Industrie ist unausweichlich". Das sind dieselben alten Argumente der Warez-Szene in neuen Kleidern, die bereits von Peter Sunde oder der Piratenpartei in der Urheberrechtsdebatte in Zeiten von Tauschbörsen vorgetragen wurden, und die sich spätestens mit dem Siegeszug der Streamingdienste in Luft aufgelöst haben.
Hollie Mengert fühlt sich "invaded" und meint, das AI-Model könnte zwar einige Details ihrer Arbeiten imitieren, nicht aber ihre Charakterzeichnungen. Sie hätte ihr Einverständnis dazu nicht gegeben, und auch nicht geben können, da viele der für das AI-Model benutzten Arbeiten Auftragsarbeiten darstellen, für die sie keine Nutzungsrechte hat.
An dieser Stelle hätte ich mir von Andy Baio gewünscht, ob sie sich vorstellen könne, ihren Stil als AI-Model selbst anzubieten und als Plugin zu verkaufen. Es gibt bereits jetzt, wenige Wochen nach dem Release der Open Source-Technologie und der Veröffentlichung der Papers zu Dreambooth und Textual Inversion, Hunderte bis Tausende von AI-Models, die alle möglichen Kunststile, Objekte und Personen darstellen und imitieren können.
Ich selbst habe ein mageres AI-Model mit eher ungenauem Output mit grade einmal 15 Bildern meines Gesichts mit einem freien Google Colab-Account trainiert und kann nun, sagen wir mal, interessante Selbstportraits im Stil Hunderter Maler generieren. Künstler können eine AI auf ihre eigene Arbeit trainieren und sich von der Maschine inspirieren lassen, oder gleich das ganze Model zum Kunstwerk erklären, während gleichzeitig die neue Stable Horde-Technologie es jedem Nutzer erlaubt, Teil eines Distributed Cluster Computing-Netzwerks zu werden, um Bilder für andere Nutzer zu generieren, auch ohne schnelle Grafikkarten – der Bittorrent-Gedanke für Generative AI.
Der Stockphoto-Anbieter Shutterstock deutet bereits an, spezialisierte AI-Modelle für bestimmte Objekte anzubieten und arbeitet mit seinem "Contributor Fund" an einer Kompensation für Künstler. Genauso könnte Adobe verschiedene Künstlerstile als Plugin für einen AI-Brush in Photoshop anbieten – ein Spotify für Illustrationen der AI-Zukunft.
Ob man damit die prinzipielle Entwicklung – die völlige Demokratisierung der visuellen Kreativität – in verwertbare kapitalistische Bahnen lenken können wird, erscheint mir fraglich. Wie sich die Kunst verändern wird, wenn jeder ehemals einmalige Stil mit wenigen Klicks in eine Maschine verwandelt werden kann, ebenfalls.
Quelle: Andy Baio Bild: Andy Baio EN waxy.org
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