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Technologie und Gesellschaft

Fortschritte im großen Facebook-Manipulations-Rätsel

Jannis Brühl
Redakteur
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Jannis BrühlSonntag, 06.08.2023

Man muss sich noch einmal in Erinnerung rufen, wie groß die Aufregung um Facebook nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten 2016 war. Der Algorithmus des sozialen Netzwerks hatte mutmaßlich Millionen Menschen "manipuliert", fördere politische Polarisierung und Radikalisierung. Und schließlich kennt jeder seine eigene Anekdote über den Boomer-Onkel, der mit dem Handy in der Hand immer tiefer in Verschwörungstheorien versumpft. Nebenbei brachte die ganze Debatte ein neues Berufsbild hervor – den medienwirksamen Technologiekritiker, der vor den "Radikalisierungsmaschinen" Facebook, Twitter und YouTube warnt. In dieser teils hysterischen Debatte begannen Forscher mit Segen und Hilfe des Meta-Konzerns auszuwerten, wie sich der Facebook-Gebrauch auf das politische Denken der Nutzer auswirkt.

Nun liegen die Ergebnisse vor, vier Studien in den Journals Science und Nature. Casey Newton fasst sie in seinem Newsletter Platformer kompakt zusammen und schildert, wie differenziert die Ergebnisse ausfallen:

  • Der behauptete Effekt – Facebook radikalisiert seine Nutzer politisch – konnte nicht nachgewiesen werden. Egal ob sie daran gehindert wurden, politische Aufreger-Stories aus ihrem Netzwerk weiterzuverbreiten, oder die Timeline algorithmisch sortiert war (statt chronologisch), die Nutzer dachten nicht radikaler über Einwanderung, Diskriminierung oder Covid-19-Theorien.
  • Dennoch gibt es Streit über die Interpretation der Ergebnisse. Meta nutzt die Studien erwartungsgemäß als Absolution: Unsere Systeme sind harmlos! Allerdings widersprechen beteiligte Forscher. Sie sagen, der Konzern verpasse ihren Ergebnissen den falschen Spin. Denn die Aussagekraft werde unter anderem dadurch eingeschränkt, dass die Untersuchung vor der Wahl 2020 stattfand. Damals hatte Facebook – eben wegen des Aufschreis 2016 – verschiedene Überwachungsmechanismen installiert. Das Netzwerk war um einiges kontrollierter als noch 2016.
  • Ein Grundproblem bleibt ungelöst: Solange es keine weitreichenden Transparenzpflichten gibt, sind Forscher auf die Konzerne angewiesen. Die können in gewissen Maß kontrollieren, mit welchen Daten die Wissenschaftler überhaupt arbeiten können. 

Fazit: Wir wissen nun endlich mehr darüber, wie Social-Media-Algorithmen und Feeds auf Menschen wirken. Doch das kann erst der Anfang sein, wenn es darum geht, den Einfluss von Facebook und anderen Netzwerken auf die politische Sphäre zu untersuchen. 

Fortschritte im großen Facebook-Manipulations-Rätsel

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