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Medien und Gesellschaft

Intellektuelle Kritik an BLM

Gabriel Koraus

•Ausbildung als Sinologe und Religionswissenschaftler
•Arbeit in der Outdoorbranche mit Fokus auf soziale Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung in globalen Lieferketten

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Gabriel KorausMontag, 01.02.2021

Dies sei vorangestellt: weder teile ich die in diesem Beitrag formulierten Standpunkte und Meinungen, noch bin ich ein überzeugter Novo Argumente-Leser. 

Allerdings sind die Beiträge, wenngleich (eingebildeter Weise?) nonkonform und bewusst provokant, nicht intellektuell disqualifiziert oder sachlich unzulässig. Sie stellen gewissermaßen die zurechnungs- und salonfähige Seite des modernen, rechtskonservativen, revisionistischen Denkens dar.

Und ich habe auch festgestellt, dass die Beiträge dieses Magazins oft bestimmte Dimensionen aktueller Problemstellungen beleuchten, mit denen es sich zumindest aktiv auseinanderzusetzen gilt. Eine Auseinandersetzung, die mir in vielen stärker rezipierten Medieninstitutionen oft zu gering ausfällt. Ich werde mich jetzt an dieser Stelle nicht der Verwendung reduktionistischer Vokabeln wie "Mainstream-Medien" oder "Leitideen" befleißigen, dieser Determinismus liegt mir nicht. Aber es ist gerade das relative Fehlen der Auseinandersetzung mit kontroversen Standpunkten, die es den Adept:innen gesellschaftlicher Dekadenzströmungen (von AFD über Querdenken und Impfgegnern bis hin zu QAnon) in so groben Vereinfachungen zu denken und zu agitieren ermöglicht.

Konkret auf den gepiqten Artikel bezogen: ich bin der Meinung, dass "die BLM-Bewegung" jedes Recht hat, auch totalitäre Begrifflichkeiten und Denkmuster zu implementieren, wie dies ja jede Bewegung, die einen gewissen Indentifikationsgradienten erzeugen möchte und muss, geradezu gezwungen ist, zu tun (ohne semantische Ausschließungen wären auch diverse "grüne Bewegungen" nicht denkbar). Und ich bin der Meinung, dass struktureller Rassismus ein überaus reales Problem ist und in gewisser Weise tatsächlich als Antwort nur dezidiert antirassistische Motive handlungsleitend sein können, um diesem Problem zu begegnen. Aber diese Standpunkte müssen deduzierbar sein, ich kann sie nicht einfach im Hinblick auf die derzeit mehrheitlich (?) vorherrschenden moralisch-normativen Ansichten proklamieren.  

Und ebenso gilt es, sich inhaltlich mit den Argumenten der BLM-Kritiker:innen zu beschäftigen, ohne diesen einfach das Gespräch zu verweigern (es sei denn natürlich, sie artikulieren lediglich plumpen Rassismus).

Insofern erfolgt an dieser Stelle auch keine inhaltliche Zusammenfassung, da diese automatisch zu einer Diskussion geriete. Bitte den Text lediglich als Anregung sehen, sich mit u.U. konträren Argumentationsmustern zu beschäftigen.

Einige Aspekte, wie etwa die Skepsis gegenüber soziokulturellen Analysetechniken, die sich auf die Dekonstruktion "des Unter- und Unbewussten" beziehen, oder die Ineffizienz von Diversity-Schulungen (wenn auch vermutlich aufgrund anderer Faktoren, als im Artikel behauptet) und schließlich Hinweise etwa auf die Heterogenität von in der Öffentlichkeit überwiegend homogen dargestellten Gruppierungen, sind zumindest nicht uninteressant.

Nichts desto trotz enthält der Artikel eine Unmenge implizit postulierter Prämissen, die dann als Ausweis eines Missstandes herzuhalten haben, den es zu beräumen gilt, obwohl er tatsächlich gar nicht vorherrscht. Aber auch diese Diskurstechnik findet sich links und rechts und überall.


Intellektuelle Kritik an BLM

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Kommentare 3
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor fast 4 Jahre · bearbeitet vor fast 4 Jahre

    ach du liebe Zeit. Nun gut. durchatmen.
    Ja die im Text angesprochenen Aspekte sind. ..interessant und diskussionswürdig. zb der extreme linguistische Determinismus ist tatsächlich "falsch".
    Aber hier wird - sehr verbrämt mit angeblich volksnahem praktischen "gesundem Menschenverstand" - intellektuell so lange geschwurbelt, bis dem überwältigten Leser (fast) gar nicht der Sprung auffällt: eben noch zustimmend genickt zu den Problemen und Fehlern bei Linguistik und Diversitäts-Geschäftemachern, schon folgt ach so "logisch" der gedanke, dass es gar keine bösen Vorurteile gäbe, die Weißen es ja nur gut meinen, erlebte erfahrung rein subjektiv von Überempfindlichen missbraucht würde und Aufklärung über rassistisches Wissen natürlich erst recht zu Streit unter den schwarzen und weißen Menschen führe. etc etc. O man.
    Kleine Anmerkung zum Schluß: die ach so beispielhafte Situation im kino-anrempeln: typische Großstadt-Grobheit? Wie würde die sache bewertet wenn ein 'Türke' einen "deutschen" Jungen angerempelt hätte? Oder einen Mann mit kippa? Alles eindeutig nur Großstadt und objektiv eindeutig zu klären?
    ps: wieso lautet der Titel eigentlich "Kritik an blacklivesmatter"?

    1. Gabriel Koraus
      Gabriel Koraus · vor fast 4 Jahre

      Ja, stimme völlig zu, der Text stellt ein hervorragendes Beispiel dafür dar, wie dekonstruierende Argumentationstechniken nur selektiv eingesetzt werden, während extrem apodiktische Grundannahmen und Überzeugungen nicht in gleicher Weise reflektiert werden.

    2. Gabriel Koraus
      Gabriel Koraus · vor fast 4 Jahre

      Verzeihung, hab Deine eigentliche Frage gar nicht beantwortet:
      die ganze Argumentationsstrategie dieses Artikels kann als Antwort auf BLM interpretiert werden. Über die Heterogenität angeblich kohärenter, marginalisierter Gruppen über den Vorwurf der Verwendung von Vereinfachungen und autoritären Deutungsmustern in der Kommunikation dieser Gruppen bis zur Auseinandersetzung mit Ibram X. Kendi, einem der Vordenker von BLM, schien für mich diese Adressierung im Subtext mitzuschwingen.

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