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Quelle: Film
Spionin, Detektivin oder Archäologin wollte ich eigentlich werden. Dann reichte es nur zur Schriftstellerin. Zumindest kann ich seitdem meiner Passion im Recherchieren nachgehen. Bislang hielt ich mich dazu in verschiedenen Ländern, wie Portugal, Österreich, USA oder Japan auf. Mein letzter Roman "O.", eine Neuschreibung der Odyssee aus weiblicher Perspektive, ist im März 2020 erschienen. Außerdem gibt einen neuen Essayband mit dem Titel "Erfundene Heimaten". Zurzeit arbeite ich an einem Projekt, das sich mit der Darstellung von Historie in aktuellen literarischen Werken beschäftigt.
Mitten im Krieg über den Krieg schreiben; einen Roman planen, der im KZ spielen soll; dann anstatt das Buch verfassen zu können, selbst ins Lager kommen und dort sterben. Das ist kein raffinierter Plot, sondern genauso geschehen und wären nicht die Töchter der Autorin gerettet worden, hätten wir nie davon erfahren.
Irène Némirovsky musste den Judenstern tragen, wenn sie in dem französischen Dorf, in dem sie mit ihrer Familie Unterschlupf gefunden hatte, außer Haus ging, um in Wiese und Wald an ihrem Werk zu arbeiten. Bis sie verraten, deportiert wurde und starb. Mehr als 50 Jahre später wurde ihr Roman „Suite Française“ erstveröffentlicht. Die aus Kiew stammende Autorin schildert darin das langsame Näherkommen des Krieges, bis zur Kapitulation und dem Eintreffen der deutschen Besatzer. Poetisch elegant erzählt sie von Vorbereitungen zum Aufbruch aus Paris, beobachtet verschiedene Milieus, Künstler, Fabrikanten, Angestellte zu Fuß, mit dem Zug, mit dem Auto, dem Lastwagen die Stadt verlassen, schildert Staus, ausgebuchte Unterkünfte, zerstörte Straßen, kaputte Autos, während der Krieg sich nähert. Némirovsky betont Klassenunterschiede - die einen essen Gänselebersandwiches, die anderen Wassersuppe -, konzentriert sich auf Wirkungen des bewaffneten Konflikts in der Zivilbevölkerung. Naturbeschreibungen kreuzt sie mit Schilderungen von Verfall und Zerstörung.
„Über ihnen flimmerte der Himmel in strahlendem Azurblau, ohne eine Wolke, ohne ein Flugzeug. Zu ihren Füssen floss ein hübscher, schimmernder Fluss. Vor sich sahen sie die Straße nach Süden und einen jungen Wald mit frischem grünen Laub. Plötzlich schien sich der Wald zu bewegen und ihnen entgegenzukommen. Getarnte deutsche Lastwagen und Kanonen rollten auf sie zu.“
Die Ästhetisierung des Schreckens schafft eine Distanz gegen die Gefahr und die Angst. So kann sich die Beschreibende den Anschein geben, dass sie als Herrin der Bilder auch das Reale kontrollieren könne. Außerdem bettet Némirovsky aktuelle Ereignisse in einen zeitlich weiter gefassten Horizont: Ältere Menschen erinnern andere Kriege, andere Fluchtbewegungen. Dadurch wird dem Geschehen und dem Leiden seine gefühlte Einzigartigkeit genommen. Die Kapitulation schließlich wird von den Franzosen fast apathisch akzeptiert. Doch die grundsätzlichen Herrschaftsstrukturen ändern sich während des Kriegs nicht, sondern beginnen während der deutschen Besatzung so schnell wie möglich wieder zu wirken. Die vermögenden Bürgerlichen können sich’s immer richten.
Interessanterweise werden in Némirovskys Roman keine jüdischen Figuren erwähnt, wahrscheinlich um sich zu schützen und weil sie das Manuskript verkaufen wollte.
Erst für einen künftigen Text hatte sie den Titel „Gefangenschaft“ vorgesehen, er sollte im Konzentrationslager spielen. Dort ist die Autorin aber bloß hingekommen und nicht wieder heraus. Schreiben konnte sie darüber nicht mehr. Die ersten zwei Teile ihrer als Tetralogie geplanten Romane wurden postum veröffentlicht, zu einem Zeitpunkt als das literarische Feld bereit dafür war, ein Buch dieser Art zu platzieren, als nämlich die Aura einer Holocaust-Zeugenschaft, dem Text ein größeres Publikum sichern konnte. Der Authentizitätsbonus ist garantiert, da der Leser weiß, dass die Autorin kurz nach Abschluss des Romans in Auschwitz starb. Das, was Némirovsky im Text nicht anspricht, wird aber von einem gegenwärtigen Betrachter als unsichtbares handelndes Element während des Lesens mitempfunden. Erst das Zusammenspiel von Text, Notizen, in denen sich die realen Lebensumstände spiegeln und von biographischem Wissen zum Schicksal der Autorin machten die Lektüre zur Sensation, mit der Némirovskys Werk lange nach ihrem Tod aufgenommen wurde.
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