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Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).
"Riesenthema Älterwerden" ist ein schöner Slogan aus Moritz von Uslars zweitem "Deutschboden"-Buch, wo die ganzen Zehdenicker zehn Jahre später eben auch zehn Jahre älter geworden sind. Jakob Augstein hat das Thema jetzt für seinen neuen Podcast "Augsteins Freitag" aufgegriffen und unterhält sich eine Folge lang mit von Uslar übers Altern: Sich zurücknehmen (speziell unter Journalisten – bei einigen Kollegen denke Uslar sich: "Buddy, das machst du jetzt schon 30 Jahre, und immer sprichst du noch mit dieser lauten Stimme"), dick werden, sterben lernen (Augstein entgeistert: "Sterben lernen!?").
Riesenthema Älterwerden ist aber auch ein guter Sammeltitel für die beiden Bücher, die ich heute empfehlen möchte: Antonia Baum über Eminem (KiWi Musikbibliothek) und Michael Imperioli über Lou Reed ("The Perfume Burned His Eyes", Akashic), zwei verschiedene Arten von Fan Fiction (oder Faction) im besten Sinne.
Die Autorin Antonia Baum denkt in ihrem Eminem-Buch vor allem darüber nach, wie es gelingen kann, im oft misogynen Rapgame vom Fan zur Feministin zu werden. Und, genauso schwierig, was es bedeutet, wenn dein Star (und wichtigster Einfluss) im Alter nur noch Scheiße produziert:
Als Eminem im Winter 2020 sein elftes Album "Music to Be Murdered By" veröffentlichte und ich wusste, dass ich dieses Buch schreiben würde, vereinten wir uns nach langer Trennung zu einer Art Angst-Katastrophe, nämlich zu einem Zusammenstoß seines Albums mit meiner Verfassung. Es war kalt und dunkel, ich hatte am Fuß eine kleine Fraktur, aber ich ging trotzdem raus, um zu laufen und das neue Eminem-Album anzuhören, so wie ich das früher immer gemacht hatte, joggen und Eminem hören, stark werden. Der Fuß tat noch weh, ich versuchte zu joggen, es ging nicht, das neue Eminem-Album produzierte mir durch die Kopfhörer einen grauenhaften Sound in den Kopf.
Baum schont also weder sich selbst noch ihren Marshall Mathers, mit dem sie doch früher noch gemeinsam in einer Gang war, die nur in ihrem Kopf existierte (weil nur sie beide die krassen Texte kapierten). Und wenn man diesem kleinen Buch etwas wünschen könnte, dann wäre es, dass es der inzwischen 48-Jährige auch mal lesen würde. Sadly never going to happen: Eminem liest keine Bücher (von der Autorin klug als Teil des Problems geschildert).
Einen ganz anderen literarischen Zugang zum Star, der auch Sopranos-Fan Antonia Baum gefallen könnte, hat dagegen Michael Imperioli gewählt. Der Autor und Darsteller (u. a. unvergessen als Soprano Christopher Moltisanti) hat sich für seinen Debütroman ausgedacht, wie sein jugendlicher Catcher-in-the-Rye-Held Matthew im Jahre 1976 als Food-Delivery-Boy den "realen" Lou Reed (damals tatsächlich mit transgender Rachel zugedröhnt in einem Upper East Side Luxusapartment lebend) kennenlernt:
Es macht Spaß, wie Imperioli auf alle Wahrscheinlichkeiten pfeift (Matthew und Lou wohnen im selben Haus und freunden sich an, weil Rachel dem misstrauischen Lou schamanisch einflüstert, der Junge hätte gutes Karma) und seinen Saved-by-Rock'n'Roll-Plot dennoch nie an naive Cheesyness verrät. Dafür schreibt Imperioli, der Drehbuchautor (u. a. fünf Folgen Sopranos) einfach zu gute Dialoge. Und kennt seinen lakonischen Lou natürlich auch aus dem Effeff. Allein schon der Romantitel ist genial aus dem Song Romeo Had Juliette rausgeklaut (... perfume burned his eyes, holding tightly to her thighs. Something flickered for a minute, then it vanished and was gone).Lo and behold. It was him. The blond man with the Iron Crossed head was crouching beside the low table, manning the tape deck. Was he Jones?
Eine noch größere Freude – Stichwort gut altern – ist nur, den realen Michael Imperioli im unten verlinkten Gespräch über seinen Roman zu erleben. Ein superentspannter, intelligenter Typ, dem es glaubwürdig nichts ausmacht, dass sein größter Erfolg nicht zu wiederholen ist, weil er genau weiß, dass er an eine Zeit und einen Ort gebunden war – um ihm dafür aber alles andere zu ermöglichen. Es macht gute Laune, wie reflektiert Imperioli 2018 vor kleinem New Yorker Publikum über seine Liebe zu Film, Literatur und Musik spricht – ohne in dieser leicht verpeilten Chris-Speech jemals in falsches Pathos oder PR-Bullshit abzugleiten. Man glaubt ihm sofort, dass er tatsächlich mit Lou Reed befreundet war und sein Roman-Cover genau so haben wollte wie ein Album von den (... okay:) Smiths. True dedication.
Quelle: Michael Imperioli Bild: privat EN www.youtube.com
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