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Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).
Frage: Darf man einen grundsoliden, im Grunde eher harmlos-blassen und mittelmäßigen Bundesligaspieler oder Autor (beide weiß, männlich) Fotze nennen, nur weil einen sein langweiliges Passspiel oder mangelnder Sprachwitz nerven?
Seit einiger Zeit folge ich ein paar Lieblingsautoren auf instagram, um einen Gegenwartsroman darüber zu schreiben, der davon handelt, selber nicht auf instagram zu sein, und "Erschöpfung und Verschwinden" heißen soll. Über diese Kanäle wurde ich kürzlich auf den schönen Radio-Essay "Hurensöhne! Über die Schönheit des Schimpfens" (s. u.) aufmerksam.
Den Text kann man sich als Hörspiel anhören oder in Schriftform zum Selberlesen runterladen. Ich würde Letzteres empfehlen, denn die Sprecherin (nicht Juliane Liebert!) hat so eine melodiöse Kulturradiostimme, mit Betonung. Wenn man dagegen selber liest, merkt man schnell, was für ein kluger, inspirierender Text das ist: sollte es sich tatsächlich um einen Essay handeln (was ist ein Essay?), könnte man ihm höchstens vorwerfen, dass die Autorin gleich zu Beginn etwas umständlich Sandra Kegel zitiert und sich ab und an etwas zu hochkulturell gegen die Niederungen des Fluchens und Schimpfens absichert.
Denn nirgendwo wird ja bekanntlich so geschimpft, geflucht, abgekotzt und hingerotzt wie auf dem Fußballplatz und in der Literatur, und das hat natürlich nichts mit dürfen zu tun (um auf die Eingangsfrage zurückzukommen).
Eher im Gegenteil: denn Zorn und Fluch sind natürlich eigentlich den Göttern vorbehalten, während dem Menschen eher Wut und Schimpfen über seinen banalen Scheiße-Ficken-Familie-Kosmos zukommen. Oder: das Herdentier erprobt den Ausbruch aus dem (Achtung, Etymologie) Gatter des Guten und will sich auch einmal so richtig über Um- und Zustände seiner motherfucking Existenz erbosen. Also erheben: Genau diese Gerechtigkeits-Anmaßung ist ja das Geile und das Gefährliche daran.
Es sind also einige Schätze in diesem Bereich zu heben. Lieblingsstellen sind die, in denen die Autorin Emile Ciorans "Vom Nachteil, geboren zu sein" anderen zum Geburtstag schenkt ("ein Witz, der mir nie langweilig wurde und der stets auf wenig Gegenliebe stieß"), sie die kulturstiftende Wichtigkeit betont, vor Wut nachts nicht schlafen oder richtig kacken zu können oder beiläufig auf die Erfindung des Mutterfickens durch Shakespeare anspielt.
Ausgiebig wird auch der Brief der Saporoger Kosaken an den Sultan Mehmed IV zitiert (der den AfD-Wichsern für ihren Europawahlkampf zum Glück nie in die Hände gefallen ist), dessen Entstehung auf einem Gemälde von Ilja Repin festgehalten wurde und mit dem die Autorin auch die Wut auf so etwas wie Belesenheit im weitesten (also engsten) Sinne analysiert:
Das Schimpfen steht als Ausdruck einer entgrenzenden Emotion eigentlich quer zur formalisierten Sprache. Es braucht sie aber auch, um über gutturale Unmutslaute hinaus Gestalt anzunehmen. Wut ist so gesehen immer auch Hass auf die Kultur in dem Bewusstsein, dass man ihr nicht entkommen kann. Man kann ihr höchstens Hörner aufsetzen.
Jochen Distelmeyers Song "Wohin mit dem Hass?" fehlt leider in Lieberts Playlist, dafür erinnert sie uns daran, dass es immer besser ist, von unten nach oben zu fluchen - in etwa so wie ein Indianer, der seine Folterer noch am Marterpfahl auf das derbste beschimpft, damit sie schnelleren Prozess mit ihm machen.
Das Schimpfen und die Liebe gehören zusammen, weil sie der ultimative Protest gegen soziale Kontrolle - oder positiv: der fundamentalste Ausdruck von Freiheit sind.
In diesem Sinne: Fuck yo feelings!
Quelle: Juliane Liebert swr.de
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