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Liebe, Sex und Wir

Aufklärung der Kinder aus einer Samenspende

Jennifer Sutholt
psychologische Beraterin

Als psychologische Beraterin unterstütze ich alleinstehende Personen mit Kinderwunsch, baue ein Informationsportal für Co-Elternschaft auf und engagiere mich ehrenamtlich bei Solomütter Deutschland e.V.

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Jennifer SutholtMontag, 30.05.2022
Wir kommen aus einer „düsteren“ Zeit. Früher waren die Samenspenden anonym und den Eltern wurde oft empfohlen, ihre Kinder nicht aufzuklären. Deswegen wähle ich die Bezeichnung düster, denn heute wissen wir, wie wichtig es ist, dass Menschen die Möglichkeiten haben, über ihre genetische Herkunft zu erfahren. Und wir wissen, wie wichtig es ist, durch Samenspende gezeugte Kinder frühzeitig aufzuklären, denn selbst die Forschung hat gezeigt, dass bei spät aufgeklärten Kindern Vertrauensbrüche zu den Elternteilen beobachtet wurden bis hin zu Identitätskrisen bei den Kindern. 

Das schreibt Katharina Horn in ihrem Artikel über die Aufklärung von Spenderkindern. Sie beschreibt die Aufklärung sowohl des Kindes als auch des Umfeldes als Prozess, der bereits in der Schwangerschaft beginnt. 

Wie sich Kinder aus einer Samenspende fühlen, die ihnen jahrelang verheimlicht wurde, lässt sich sehr gut in dem ZEIT-Interview vom 22.03.2022 mit Kindern aus einer Samenspende von Theresa Tröndle und Madeleine Londene nachlesen. Hier berichten drei Personen, die erst im Erwachsenenalter herausgefunden haben, dass sie aus einer Samenspende stammen.

Sandra: Bei mir war es am 2. Mai 2021, nach der Beerdigung meines Vaters. An diesem Tag ist es irgendwie intuitiv aus mir herausgebrochen, und ich habe meine Mutter gefragt: "Mein Papa ist nicht mein Papa, oder?" Einen Tag nach ihrer Antwort bin ich zusammengeklappt. Ich bekam keine Luft mehr, mein Körper hat gezittert – ein Teil von mir ist da weggebrochen. Fünf, sechs Stunden war ich in einem ganz komischen Zustand. Es waren immer drei Gedanken: Wer bin ich? Woher komme ich? Und: Ich werde es nie erfahren.
Jan: Meine Eltern haben damals gerade eine Paarberatung gemacht, in der es auch um Familiengeheimnisse ging. Die Beraterin hatte ihnen nahegelegt, mir und meinem Bruder, der auch ein Spenderkind ist, die Wahrheit zu sagen. Wir haben uns im Sommer 2015 an einem Wochenende im Wohnzimmer meiner WG in Bielefeld getroffen. Das war komisch, normalerweise verabreden wir uns nie extra, um etwas zu besprechen. Mein Vater rutschte auf dem Sofa herum. Seine Stimme zitterte, als er erzählte, dass er damals als zeugungsunfähig galt.

Die Reaktionen sind unterschiedlich, ähneln sich aber alle in einer Sache: alle wussten schon als Kinder, dass irgendetwas nicht stimmt. Das ist das Gefühl, das die meisten Kinder spüren, wenn ein solches Geheimnis in der Familie ist. Sie denken, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Sie beziehen das „Falschsein“ auf sich und leiden.

Die neue Netflix-Doku „Our Father“ handelt von einem Arzt aus den USA, der anscheinend über Jahre hinweg statt Sperma von den Ehemännern oder, falls diese unfruchtbar waren, von Medizinstudenten seinen eigenen Samen benutzt hat, um Kinder zu zeugen. Die Motive des Arztes scheinen die gleichen zu sein, wie bei anderen Massenspendern auch: Narzissmus, Gottkomplex oder pragmatische Ignoranz.

Ein Artikel im Guardian dazu kritisiert gleichzeitig, dass die Dokumentation leider folgendes vermissen lässt:

The best of the true-crime documentaries that are now strewn across Netflix and other platforms take their stories as starting points, thin ends of wedges with which to crack open wider issues. Our Father takes none of the opportunities offered by Cline and his unfortunate offsprings’ experiences to look at medical hubris, male entitlement, the almost religious faith we place in doctors, the possible alliance between racism and white supremacy and Christianity in the States. And, against the current horrifying rollback of reproductive rights in the US, its lack of interest in the bias against women that runs so deep in the legal system that their unconsenting impregnation by a doctor does not amount to a crime seems even more glaring than it would under “normal” circumstances.

Wenn die typisch amerikanische Erzählweise bei der Bewertung der Serie außen vor gelassen wird, zeigt diese Dokumentation doch sehr gut, wie wichtig es ist, dass Samenspende sehr strikt reguliert und von allen Beteiligten gut kommuniziert wird. Denn die Kinder leiden, die Mütter sind verstört, Familien zerbrechen an dem Vertrauensbruch. Den Arzt interessiert all das wenig. Seine Taten wären sicher auch nicht ans Licht gekommen, wenn nicht DNA-Tests im Internet in den USA so populär geworden wären.

Aufklärung der Kinder aus einer Samenspende

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