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"Wie kann die Klimakrise gelöst werden?" ist die Frage, die mich am meisten beschäftigt. Ich bin Mitglied von RiffReporter, einem Autorenkollektiv und einer Genossenschaft für freien Journalismus.
Die Autorin Katharina Nocun twitterte kürzlich:
„Glaubt eigentlich noch irgendwer ernsthaft, dass wir die #Klimakatastrophe verhindern werden? Ist’s nicht viel wahrscheinlicher, dass nach spätestens 2 Jahren massiver Anstrengung den CO2-Ausstoß zu senken, Leute klagen: „Puh, ist mir alles zu anstrengend. Will aber…“
Ich kann den Impuls und den Frust sehr gut verstehen. Die allermeisten Menschen sind nach zwei Jahren Pandemie und leider oft schwer verständlichem, schlecht kommuniziertem, ineffektivem oder gar kontraproduktivem deutschem Pandemiemanagement erschöpft und verärgert.
Der Vergleich mit der Klimakrise liegt nahe. Immerhin gehen die Entwicklungen noch immer komplett in die falsche Richtung: Der Ausstoß von Treibhausgasen ist in der Bundesrepublik 2021 kräftig gestiegen. Die Konzentration von Methan und CO2 steigt global weiter. Menschen verharmlosen die Klimakrise – oder leugnen sie gar.
Aber es gibt sehr gute Gründe diesen Vergleich nicht, oder nur sehr wohlüberlegt, anzuwenden.
In der Klimakatastrophe gibt es kein 1 oder 0. Jede Tonne Treibhausgase, die verhindert wird, ermöglicht eine weniger schlimme Zukunft. Und die Klimakrise wird für sehr lange Zeit auch nicht vorüber sein. Denn die Emissionen der Vergangenheit werden die Erdatmosphäre noch für lange Zeit erwärmen.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf das „Handbuch Klimakommunikation“ verweisen, das Christopher Schrader im letzten Jahr gemeinsam mit klimafakten.de geschrieben hat. Darin gibt es auch das verlinkte kurze Kapitel über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Pandemie und Klimakrise sowie Hinweise darauf, was wir aus der Pandemie vielleicht auch in Bezug auf Klima lernen können.
Noch wichtiger ist vielleicht das Kapitel 15. „Meide Katastrophismus“: Dort heißt es:
Angst löst bei Menschen einen „Kampf oder Flucht“-Reflex aus. Als Klimakommunikator:in hofft man auf Kampf, bekommt aber häufiger Flucht. Es kann darum sogar nach hinten losgehen, bedrohliche Szenarien der Zukunft zu präsentieren, weil Menschen dann abschalten, abstumpfen, sich manipuliert fühlen oder gar – wenn die Warnung drastisch war und (kurzfristig) als überzogen erscheint – Zweifel an der Glaubwürdigkeit der ganzen Aussage bekommen.
Natürlich soll man die katastrophalen Folgen der Klimakrise nicht verschweigen. Das wäre unredlich und falsch. Was also sollen wir tun? Genau darum geht es in diesem Kapitel: wie man über die bedrohlichen Folgen der Klimakrise spricht, wie man mit Angst, Resignation, Fatalismus oder zerstörten Hoffnungen umgeht.
Die Antwort lautet in Kürze: Wenn wir über die katastrophalen Folgen der Klimakrise sprechen, ob sie nun schon eingetreten sind oder uns noch bevorstehen, dann gehört dazu zwingend ein weiteres Element: Die Information, wie man Schäden, Verletzungen und Verluste, Leiden und Schmerzen verhindern, begrenzen, verringern, überleben – oder dies zumindest versuchen – kann.
Wer besser über Klimaschutz reden möchte – und vor allem effektiver –, der kann hier insgesamt viel lernen. Einfach mal reinklicken, es ist kostenfrei. Und, keine Sorge: auch ich verfalle oft genug in Katastrophismus, denn natürlich kann man in Anbetracht der gewaltigen Aufgaben, die vor uns liegen, Angst haben. Aber das heißt ja nicht, dass man es beim nächsten Mal nicht besser machen kann.
Quelle: Christopher Schrader Bild: klimafakten.de klimakommunikation.klimafakten.de
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Ja, ich verstehe, das viele Medien nicht zu sehr vergleichen möchten. In beiden Fällen Angstmache, unsicheres Wissen über die Zukunft, das als Gewißheit hingestellt wird, manipulierte oder zumindest schlampig erhobene Daten und ein weltanschaulicher Bias bei den Akteuren. Ein Schelm, wer da Vergleiche zieht.
"Als Klimakommunikator:in hofft man auf Kampf, bekommt aber häufiger Flucht."
Man kann vor der Klimakatastrophe gar nicht fliehen - außer im persönlichen Sinne, indem man sich versucht so einzurichten, dass die Krise einen möglichst wenig trifft, oder indem man stirbt. Es geht in Wirklichkeit also nicht um Angst-bedingte Flucht, sondern um Egoismus: Die meisten Menschen sind zu egoistisch, um sich umweltbewusst zu verhalten, und versuchen lieber mit gewohnten Verhaltensweisen irgendwie persönlich durchzukommen.
Danke, liebe Daniela, das ist ein wahre Fundgrube, die mich auch noch mal zum Nachdenken über meine Kommunikation – und die der wichtigen Akteure – in der Corona-Krise inspiriert. Was mir immer wieder auffällt: Viele ordnen sich irgendwann Teams zu, die sich dann gegenseitig behaken. Man streitet sich, ob die Reduktion von Treibhausgasen wichtiger ist oder Anpassung und Aufklärung über die Folgen. Dabei bräuchten wir ganz dringend die Erkenntnis, dass alle Teams zusammengehören. Aus dem "Entweder-Oder" und "Wer hat Recht?" muss ein "Sowohl-als-Auch" und "Wir haben alle Recht, aber darum geht's jetzt nicht" werden. Die Frage ist nur: Wie?
Vielen Dank. Das Buch ist ein wunderbares Produkt. Alle Kapitel sind gut aufbereitet. Kapitel 13 finde ich sehr gut, wo es um Kunst und Klima geht. Ich bin gespannt auf die noch verbleibenden beiden Kapitel. Bitte die Inhalte unbedingt in verschiedene Sprachen übersetzen.
danke für's piqn, daniela!