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Klima und Wandel

15 Minuten emissionsfreie Stahlherstellung

Dominik LennéMontag, 31.10.2022

In dem kurzweiligen Video sehen wir den Besuch beim Startup "Boston Metal", das seit zwölf Jahren einen anderen Ansatz entwickelt: Zerlegung des Eisenoxids durch Elektrolyse in der Schmelze. Wir sehen die Schmelzöfen, bekommen den Mechanismus erklärt und erfahren, wie man sich die Skalierung auf industrielle Mengen vorstellt.

Stahlherstellung verursacht 7% der globalen CO2-Emissionen. In Europa ist sie im EU-ETS (Emission Trading System) abgedeckt, erhält aber bislang viele Gratiszertifikate als Schutz gegen außereuropäische Konkurrenz. Der seltsame Verteilungsmechanismus führte dazu, dass die Industrie 1,3 Mrd. Gratiszertifikate mehr erhalten hat, als für ihre Emissionen notwendig gewesen wären. Entsprechend hat sie ihre Emissionen seit Bestehen des EU-ETS so gut wie nicht gesenkt.

Das wird sich aber ändern. Im Rahmen des Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) werden für eine Reihe von importierten Gütern Einfuhrgebühren erhoben, die den Nachteil der EU-Industrie durch die Emissionszertifikate gerade ausgleichen sollen.* Im Zuge dessen werden die Gratiszertifikate sukzessive abgeschafft - über den Zeitrahmen ist man sich noch uneinig. Nach Parlamentsmeinung sollen sie schon 2032 verschwunden sein, im Kommissionsentwurf steht 2037. Die entsprechenden Trilog-Verhandlungen, bei denen die drei Institutionen zu einem gemeinsamen Entwurf kommen müssen, laufen seit Juli 2022, sind aber erwartungsgemäß schwierig. 

Der wirtschaftliche und moralische Druck, die Stahlherstellung zu dekarbonisieren, wächst also. Bisher wird der Sauerstoff im Eisenoxid des Erzes durch Kohlenstoff gebunden, so dass CO₂ entsteht. Der bisher am weitesten fortgeschrittenste Ansatz ist, den Kohlenstoff durch regenerativ gewonnenen Wasserstoff zu ersetzen.** Ein aufwändiges Verfahren, weil es es zwei Umwandlungsschritte enthält: die elektrolytische Gewinnung des Wasserstoffs und dann erst die Reaktion zur Stahlgewinnung.


* Nach dem Entwurf des Europäischen Parlaments sollen das sein: Aluminium, Ammoniak, Zement, Electricity, Düngemittel, Wasserstoff, Eisen und Stahl, organische Chemikalien, Plastik und Produkte, die daraus zusammengesetzt sind. (Quelle). Es sollen im Gegenzug auch Exportrückzahlungen erfolgen. Die Vorschläge der Kommission und des Rats sind weniger anspruchsvoll.

** Andere Beispiele finden sich hier. Tatsächlich wird auf der ganzen Welt daran gearbeitet.

15 Minuten emissionsfreie Stahlherstellung

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