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Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Politische Wissenschaft, Journalistik und Kriminologie studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, als Redakteur bei ZEIT Online und P.M. History gearbeitet und als selbstständiger Journalist für ZEIT, PM, PM History, Stern, Spiegel Geschichte, G/Geschichte, Geo Epoche und andere Medien. Hat über Piraterie auf dem Mittelmeer promoviert. Die Doktorarbeit erschien 2018 bei edition lumiere.
Hauke Friederichs interessiert sich für Krisen und Konflikte, Armeen und Rüstung, Kriminologie und Verbrechensbekämpfung und viele andere Themen. Bei S. Fischer veröffentliche er 2018 gemeinsam mit Rüdiger Barth "Die Totengräber". Ein Buch über die letzten Tage der Weimarer Republik. Danach folgte 2019 "Funkenflug" über den Beginn des Zweiten Weltkriegs. Am 15. März 2021 erscheint "Das Wunder von Dünkirchen" im Aufbau-Verlag. Es beschreibt die Rettung von mehr als 300.000 Soldaten der Alliierten während der deutschen Westoffensive 1940.
Wer sich mit der Flucht über das Mittelmeer beschäftigt, das Elend der Migranten auf See, die Arbeit der Helfer, der stößt rasch auf einen Vorwurf gegen die privaten Retter: Sie würden mit Schleusern und Schleppern kooperieren und so die gefährliche Route über das Mittelmeer attraktiver machen. Die Rechercheorganisation Correctiv, die immer wieder mit wichtigen Faktenchecks auf ihre Arbeit aufmerksam macht, hat dieses diskreditierende Gerücht nun überprüft. Wie groß ist nun also der Wahrheitsgehalt der Behauptung, Seenotretter wie Sea Watch stünden in Kontakt mit Schleusern?
"Behörden haben dafür bisher keine Belege gefunden", stellt Correctiv fest (und gerade die italienischen Behörden hatten sicherlich durchaus Interesse daran, eine solche Verbindung zu finden). Und weiter: "Wir haben auch recherchiert, wie Seenotretter über Menschen in Seenot informiert werden."
Italiens Innenminister Matteo Salvini von der ultrarechten Lega Nord hatte in einer TV-Sendung auf eine Reportage verwiesen, in der behauptet worden war, Schlepper stünden in Kontakt mit Sea Watch. Salvini sagte außerdem, die italienische Justiz habe Belege „für Anrufe aus Libyen“, die Schleuser würden mit Helfern sogar Treffpunkte auf dem Meer vereinbaren.
Correctiv hat verschiedene Behörden dazu angefragt, mit Sea Watch gesprochen und sich auch an den UN-Flüchtlingskommissar gewandt. Zudem haben die Rechercheure die Artikel gecheckt, in dem Vorwürfe gegen die Retter zu finden sind (aber keine Belege für eben diese). Dem deutschen Bundesamt für Migration und Flüchtlinge liegen „keine Erkenntnisse“ dazu vor. Frontex, die Grenzschutzbehörde und Küstenwache der EU, will sich nicht äußern. Und auch in Italien stieß Correctiv auf keinen einzigen Beweis für nur einen Fall einer Zusammenarbeit.
"Der scheinbar aussichtsreichste Fall aus Sicht der Italiener war der in Trapani. Dort wurde im Juli 2018 laut Medienberichten gegen die Besatzung des Schiffes „Iuventa“ der Organisation 'Jugend rettet' ermittelt – unter anderem habe die Polizei Fotos gehabt, die zeigen sollten, dass die Organisation mit Schleppern zusammenarbeitet", schreibt Correctiv. "Anklage wurde bis heute aber nicht erhoben."
Wo sich die Schiffe der Seenotretter aufhalten, können Schlepper übrigens leicht feststellen, auch ohne Zusammenarbeit. Die italienische Regierung hat die Hilfsorganisation per Gesetz dazu gezwungen. Sie müssen ihre Ortungssysteme (AIS und LRIT) immer angestellt lassen und so werden ihre Standortdaten auch ins Internet übermittelt. Jeder kann die Schiffe über Webseiten wie "Marine Traffic" finden. Natürlich können das auch Schleuser tun und die lecken Kähne voller Flüchtlinge in Richtung der Retter schicken. 60 Prozent aller Einsätze von Sea Watch gehen aber gar nicht auf private Hinweise zurück – sondern auf Meldungen der zuständigen italienischen Seenotrettungsleitstelle – also vom italienischen Staat.
Quelle: Correctiv Bild: Federico Scoppa /... correctiv.org
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