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"Ich würde für Israel töten und sterben, aber die Besatzung der Palästinensergebiete ist Unrecht"

Lars Hauch
Researcher. Schwerpunkte: Mittlerer Osten, insbesondere Syrien.
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Lars HauchDienstag, 27.11.2018

Er würde für Israel töten und sterben, sagt Yehuda Shaul, während er mit Tilo Jung auf einer Parkbank in Hebron sitzt. Dennoch lehnt er die israelische Besatzung palästinensischer Gebiete ab. 

Yehuda war selbst israelischer Soldat. Zwei Jahre war er in den besetzten Gebieten im Einsatz. In den ersten Tagen seines Dienstes in Hebron sieht er zwei junge Palästinenser, die mit Einkäufen vom Markt kommen. Israelische Siedler rennen auf die beiden zu, rufen „Er hat ein Messer!“ und greifen sie an. Yehuda und seine Kameraden kommen dazu, drücken die Palästinenser an eine Wand und durchsuchen sie. Währenddessen prügeln die Siedler weiter auf die jungen Männer ein. Ein Messer finden sie nicht. 

Yehuda wird klar: Die Siedler haben nur eine Reaktion der Soldaten provozieren wollen. Belangen können sie die Siedler aber nicht. Das sieht die Vorschrift nicht vor. Stattdessen wäre das der Job der israelischen Polizei. Yehuda will sie rufen und sagt den Palästinensern, dass er den Hergang des Angriffs auf sie bezeugen will. Als die Polizei eintrifft, verlassen die Beamten nicht einmal ihr Fahrzeug. Die Soldaten schildern den Vorfall, die Polizisten antworten „Da können wir nichts machen“ und fahren wieder.

Yehuda anfängliches Erlebnis sei symptomatisch für die Besatzung, erklärt er. Und er habe sich selbst schuldig gemacht. Palästinenser hätten jeden Tag unter Schikanen und Erniedrigungen der israelischen Soldaten gelitten — und täten es noch heute. Einmal wollen er und seine Kameraden ein Fußballspiel im Fernsehen sehen. Prompt drangen sie in das Haus einer palästinensischen Familie ein, schickten sie in einen Nebenraum und machten es sich in ihrem Wohnzimmer bequem.

Besonders schockiert ist Yehuda davon, dass die andauernden Menschenrechtsverletzungen legal sind. Rechtlich abgesichert. Und dass so viele Israelis die Augen davor verschließen. Obwohl die Armee in ihrem Namen handele.

Nachdem Yehuda seinen aktiven Dienst beendet hat, beginnt er, sich zu engagieren. Er spricht mit Kameraden und bemerkt: Vielen geht es wie ihm. Die Soldaten organisieren sich und gründen die Organisation „Breaking the Silence“. Sie wollen öffentlich machen, was in den besetzten Gebieten wirklich passiert. 

Denn viele Israelis wissen es nicht — oder vielmehr: entscheiden sich dazu, es nicht zu wissen. „Breaking the Silence“ will aufklären. Die Organisation führt beispielsweise Touren in den besetzten Gebieten durch, wo sie jungen Israelis, denen ihr Militärdienst noch bevorsteht, die Realität vor Augen führen wollen.

In diesem Interview, das gleichzeitig eine Reportage ist, erzählt Yehuda von seinen Erlebnissen und führt Tilo durch Hebron. Die Geisterstadt, wie er sie nennt. 

"Ich würde für Israel töten und sterben, aber die Besatzung der Palästinensergebiete ist Unrecht"

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Kommentare 1
  1. Moritz Orendt
    Moritz Orendt · vor 6 Jahren

    Ich war mal in Hebron mit so einer Tour - nicht genau von Breaking the Silence, sondern so etwas ähnliches. "Two narratives" hieß der Anbieter: Erst zu den Siedlern und dann zu den Palästinensern.
    Krass, wie sich diese Stadt entwickelt, weil da ein paar Siedler gegen das Gesetz hinziehen, und dann von den Soldaten geschützt werden. Und die wollen da unbedingt hin, weil vor Urzeiten Juden gesiedelt haben.

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