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Echte CO2-Kompensation: Ein Interview mit dem Mann hinter der Idee

Michaela Haas
Reporterin. Autorin. Kolumnistin.
Zum Kurator'innen-Profil
Michaela HaasMontag, 20.02.2023

An sich ist die Idee, zur CO2-Kompensation Bäume zu pflanzen, ja nicht schlecht.

Roger Sant, der als erster 1987 die CO2-Kompensation umsetzte, wird in der Zeit interviewt und ich piqe das Interview nicht nur, weil ich es extrem spannend finde, was der "Erfinder" der CO2-Kompensation über die Idee heute denkt, sondern weil er sich konkrete Gedanken über echte Lösungen gemacht hat.

Als Gründer und Chef des Energiekonzerns Applied Energy Service war er gerade dabei, ein großes Kohlekraftwerk zu bauen, als ihm bei einem Treffen mit einer renommierten Umweltorganisation klar wurde: Die CO2-Anreicherung wird "das größte Umweltproblem aller Zeiten! Und ausgerechnet wir tragen dazu bei!"

Ich habe sofort alle zusammengetrommelt und gefragt: Wie lösen wir das Problem? Sheryl Sturges, eine meiner Mitarbeiterinnen, meinte, sie hätte gelesen, dass Bäume CO₂ aufnehmen. Man könnte also Bäume pflanzen, um die Emissionen des Kohlekraftwerks aufzufangen. Und ich sagte: Okay, wie viele?

ZEIT ONLINE: Was hat sie geantwortet?

Sant: Sie hat gesagt, keine Ahnung, aber wir könnten es herausfinden. Eine Woche später stand fest: Wir müssten wohl um die 50 Millionen Bäume pflanzen.

ZEIT ONLINE: 50 Millionen Bäume?

Sant: Ich weiß! Aber am Ende gab es keine bessere Idee, also haben wir es gemacht.

Heute hält er seine Idee für gescheitert, weil der weltweite Markt von fragwürdigen CO2-Zertifikaten überschwemmt wird.

Wir sind beim Klimawandel an einem Punkt angelangt, an dem viele Leute denken: Wir haben es so sehr vermasselt. Aber wir können nicht aufgeben. Und ich sehe keine Möglichkeit, wie wir den Klimawandel ohne CO₂-Kompensation aufhalten sollen.

ZEIT ONLINE: Wie meinen Sie das?

Sant: Nach etwa 40 Jahren im Energie- und Umweltbereich bin ich überzeugt, dass wir marktwirtschaftliche Anreize brauchen. Nur so können wir genug Menschen und Unternehmen dazu bringen, CO₂ einzusparen und die Natur zu schützen.

ZEIT ONLINE: Also so eine Art Natur-Ausgleich?

Sant: Ja! Natur ist ja viel mehr als nur das Klima. Sie versorgt uns mit Wasser, liefert uns unsere Nahrung. Sie hat einen Wert, der wahrscheinlich dem des globalen Bruttosozialprodukts entspricht. Aber wir berücksichtigen das in unserer Wirtschaft nicht! Wissen Sie, ich beschäftige mich schon seit Langem mit diesem Thema und derzeit versuche ich herauszufinden, ob die Menschen tatsächlich dafür bezahlen würden, die Natur zu schützen. Ich meine, sie bezahlen freiwillig für CO₂-Zertifikate. Wie weit würden sie noch gehen?


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