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Charité - eine neue Serie der ARD, die Folgen 1+2 jetzt schon online

Anne Hahn
Autorin und Subkulturforscherin
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Anne HahnMittwoch, 15.03.2017

Vor Schmerzen gekrümmt schleppt sich ein junges Mädchen in die Charité, wenig später wird ihr im Hörsaal der entzündete Blinddarm herausgeschnitten. Ohne Handschuhe, gegen die Schmerzen bekommt sie Opium. Ihre Überlebenschancen liegen bei 20%. Man solle beten für die Genesung der Patienten, das helfe mehr als das dumme Gerede über Bakterien, sagt die Oberin und scheucht die Schwestern über die Flure. Arbeitsbeginn 4:30 Uhr, Arbeitsende 22:00 Uhr.

Die sechsteilige Serie "Charité", die folgenden Dienstag auf dem besten Sendeplatz der ARD startet, spielt im Jahr 1888. In diesem Dreikaiserjahr studieren 1000 junge Männer Medizin an der Charité,  Robert Koch (vielschichtig von Justus von Dohnányi verkörpert), arbeitet in einem eigenen Labor an einem Mittel gegen die Tuberkulose, deren Erreger er einige Jahre zuvor entdeckt hat, Rudolf Virchow (brummig von Ernst Stötzner gegeben) sorgt sich um die Hygiene der Berliner Arbeiter, Emil Behring (ein sensibler Forscher mit kleiner Schwäche für Opium, wunderbar gespielt von Matthias Koeberlin) hofft, die Diphtherie bekämpfen zu können. Ein zartbesaiteter Student würde lieber Kunst studieren als Medizin, ein anderer schlägt sich in Burschenschaften und durch Nachtlokale. Soweit die Männer.

"Charité" strahlt jedoch durch die Frauen – allen voran die Hauptdarstellerin Alicia von Rittberg. Sie ist die überlebende Notoperierte, selbstbewusst, mutig, klug, Angebetete des Studenten und bald die Komplizin Behrings. Ida Lenze, mittellose Waise, muss als Hilfswärterin ihre Behandlungskosten in der Charité abarbeiten und fängt Feuer – für die Medizin. Mit ihr blüht die Serie auf, ihrem Wissensdurst, ihrer Freundschaft zu Schwester Therese, ihrem Aufbegehren gegen die Oberschwester Martha und ihrer Sympathie für die Wärterin Edith, die für bessere Arbeitsbedingungen kämpft. Robert Koch lernt derweil eine bezaubernde Nachtklubsängerin kennen ...

Neun Jahre Recherche und Produktion (Drehort der alten Charité war Prag) haben sich gelohnt!

Charité - eine neue Serie der ARD, die Folgen 1+2 jetzt schon online

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Kommentare 3
  1. Jan Paersch
    Jan Paersch · vor mehr als 7 Jahre

    Okay, Schauspieler und Story überzeugen also offenbar. Aber wie sind die Dialoge? Und Kamera und Schnitt?

    1. Anne Hahn
      Anne Hahn · vor mehr als 7 Jahre

      Leider ist der Platz oben begrenzt für ausführliche Beschreibungen meines persönlichen Eindrucks, also hier ein kurzer Nachtrag zu Ihren Fragen: die Dialoge sind geschliffen und zeitgemäß, ohne unverständlich zu sein, eine Abtreibung hieß damals z.B. Entfruchtung, was geschickt durch Handlung und Dialoge erklärt wird. Schnitt und Kamera überzeugend, die Musik nervt ein bisschen (zu breite klassische Klangteppiche) und die Charite-Kulisse wirkt einen Tick zu runtergekommen, da gibt es ein paar Punkte Abzug, sonst große Klasse.

    2. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor mehr als 7 Jahre

      @Anne Hahn Ich finde die Dialoge etwas hölzern. Verglichen mit dem US-Pendant "The Knick"....

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