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Fundstücke

arte-Doku über Chinas Aufstieg zur unheimlichen Weltmacht

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
Zum Kurator'innen-Profil
Dirk LiesemerDienstag, 01.02.2022

Am Freitag beginnen in Peking die Olympischen Spiele. Zwei Wochen lang wird China sich feiern und die westliche Welt sich irritiert und verschämt abwenden. Erst gestern hat US-Investor und Philanthrop George Soros die Wettkämpfe im Reich der Mitte mit jenen von 1936 in Berlin verglichen:

In a few days, China—the world’s most powerful authoritarian state—will begin hosting the Winter Olympics, and, like Germany in 1936, it will attempt to use the spectacle to score a propaganda victory for its system of strict controls.

Vergleiche mit dem NS-Regime sind immer fragwürdig, weil sie nicht ohne Weltkrieg und Holocaust denkbar sind. Dass der chinesische Staat aber auf die Macht der Propaganda und Inszenierung setzt, wohl um vor allem im Inneren seine Legitimität zu behaupten, ist kein Geheimnis.

Schaut man sich die gepiqde arte-Dokumentation von Sophie Lepault und Romain Franklin an, dann gibt es gute Gründe, sich vor China zu fürchten: Unter Staatschef Xi Jinping setzt China voll auf Nationalismus, sperrt Hunderttausende Andersdenkende in Lager ein, plant die militärische Eroberung Taiwans und tritt auf der Weltbühne nicht nur herrischer auf, sondern versteht es auch, bei seinen langfristigen Plänen geschickt vorzugehen, was im Westen lange nicht bemerkt worden ist.

Die Doku schärft den Blick für ein Land, das noch bis vor Kurzem lediglich als ein gigantischer Markt gesehen wurde. Erstaunlich ist, wer sich alles von China einseifen lässt. Etwa der britische Ex-Premier David Cameron und der einstige französische Premierminister Jean Pierre Raffarin. Auch andere Europäer haben ihren Schröder.

Wer lieber einen (kostenpflichtigen) Text lesen möchte: In der F.A.Z. hat Daniel Leese, Professor für Sinologie in Freiburg, vorgestern einen ausführlichen Essay über die am 11. November 2021 erlassene neue Geschichtsresolution verfasst. Zumindest einen Aspekt sollte man auch für die Doku unbedingt im Kopf behalten, in der sehr die Bedeutung des Staatschefs herausgestellt wird:

In Anbetracht der hochgradig intransparenten Entscheidungsvorgänge innerhalb der Partei lassen sich, anders als 1945 und 1981, aktuell nur Mutmaßungen über den Umfang der Machtkonsolidierung Xi Jinpings anstellen.

Leese zufolge soll mithilfe der Resolution die Verlängerung der Herrschaftsperiode Xi Jinpings vorbereitet werden. Das Land kehre damit zum Modell charismatischer Herrschaft zurück. Sein Text ist für einige Tage auch hier auf Blendle abrufbar.

arte-Doku über Chinas Aufstieg zur unheimlichen Weltmacht

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Kommentare 4
  1. Maximilian Rosch
    Maximilian Rosch · vor fast 3 Jahre

    Mir wurde gerade ergänzend das Auslandsjournal von gestern empfohlen: https://www.3sat.de/ge... (verfügbar bis 03.02.2023)

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor fast 3 Jahre

      Hi Max, ich habe es mir angeschaut, wollte es erst piqen, aber so richtig überzeugt es mich nicht, man merkt doch stark, wie sehr gecastet und auf die Thesen hin gescriptet wurde. Besten Gruß, Dirk

    2. Maximilian Rosch
      Maximilian Rosch · vor fast 3 Jahre

      @Dirk Liesemer Ja, da ist die von dir gewählte Doku möglicherweise der bessere piq.

  2. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor fast 3 Jahre

    Mitpiqer Achim Engelberg stellt übrigens hier ausführlich Leeses Essay zur Geschichtsresolution vor: https://www.piqd.de/su...

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